Wasserkraftanlagen Wirth - Egloffstein

    Wasserkraftportrait

    Können Sie Ihre Kraftwerke kurz vorstellen?

    Wir betreiben zwei Wasserkraftanlagen in Egloffstein. Zum einen die Turbine auf dem Gelände unserer Pension Mühle, zum anderen ein Wasserrad am nördlichen Ortseingang. 

    Dieses Wasserrad wurde vor rund 18 Jahren als Neuanlage errichtet und wird heute von einer Eigentümergemeinschaft betrieben. Die Turbine befindet sich direkt auf unserem Grundstück und ist Teil der langjährigen Geschichte unseres Hauses.

    Könnten Sie etwas über die Geschichte Ihres Kraftwerks erzählen?

    Die Wasserkraftanlage auf dem Gelände der heutigen Pension Mühle hat eine lange Tradition: Bis 1914 trieben zwei Wasserräder an dieser Stelle eine Mühle und ein Sägewerk an, ehe sie durch eine Turbine ersetzt wurden. Die Mühle wurde erstmals 1670 urkundlich erwähnt.

    Im Jahr 1929 erwarb mein Großvater das Areal, seitdem lebt unsere Familie an diesem Ort. Der Mühlenbetrieb wurde 1972 eingestellt. Heute führen wir eine Pension mit Gästezimmern – ganz im Sinne meiner Großmutter, die bereits früher Zimmer vermietet hatte. Die Bäckerei mit Café betreibt mein Bruder weiter.

    Die Wasserkraft wurde nicht aufgegeben: Im ehemaligen Mühlgarten steht heute das Turbinenhaus, das zusammen mit dem Wasserrad am Ortsteingang jährlich durchschnittlich 240.000 kWh Strom erzeugt. Etwa ein Drittel des erzeugten Stroms nutzen wir selbst, vor allem für den Betrieb der Pension, der Rest wird ins öffentliche Netz eingespeist.

     

    Können Sie etwas zu den technischen und ökologischen Ertüchtigungsmaßnahmen sagen?

    Im Zuge der Errichtung des neuen Wasserrads wurde großer Wert auf ökologische Aspekte gelegt: Ein Fischpass sorgt für die Durchgängigkeit des Fließgewässers und ermöglicht die ungehinderte Wanderung. Auch an der bestehenden Turbinenanlage im Ort wurde nachträglich ein Fischaufstieg installiert – unmittelbar neben dem Café und dem Gästegarten. So fließt heute ein naturnah gestaltetes, durchwanderbares Gewässer direkt an den Gästen vorbei und schafft eine harmonische Verbindung von Technik, Natur und Gastlichkeit.

    Besonders stolz ist die Familie auf ihre nachhaltigen Innovationen und technischen Pionierleistungen. Bereits 1991 meldete der Vater das Gewerbe für die erste Stromtankstelle Bayerns – betrieben mit 100 % grünem Strom aus Wasserkraft - an. Zeitgleich wurde ein Verleihsystem für E-Bikes ins Leben gerufen – ein bemerkenswert zukunftsweisendes Konzept zu einer Zeit, als Elektromobilität noch in den Kinderschuhen steckte.

    Welche Bedeutung hat die Wasserkraft und die Anlage für Sie persönlich?


    Für mich ist es ein besonderes Gefühl, den Strom, den wir täglich nutzen, direkt am eigenen Haus zu erzeugen – sauber, nachhaltig und verlässlich. Die Wasserkraft begleitet unseren Alltag, sie ist ein Teil unseres Lebens. Ihr großer Vorteil liegt in ihrer Grundlastfähigkeit: Sie liefert Tag und Nacht zuverlässig Energie – unabhängig von Sonne oder Wind.

    Mein Wunsch ist es, dieses Potenzial noch stärker zu nutzen und weiter auszubauen. Leider wird oft vergessen, dass die Wasserkraft über ein Jahrhundert lang die wichtigste Energiequelle in unserer Region war. Sie hat unsere Heimat geprägt, unsere Betriebe angetrieben und die Entwicklung des ländlichen Raums maßgeblich beeinflusst.

    Schon in unserer Kindheit hatten wir einen engen Bezug zum Wasser. Wir kannten die Tiere am Bach – die Bachstelze zum Beispiel war für uns ganz selbstverständlich. Dieses Wissen und die Wertschätzung für die Natur haben wir über die Jahre bewahrt. Was mich an der Wasserkraft besonders fasziniert: Sie fügt sich harmonisch in die Landschaft ein und arbeitet im Einklang mit ihrer Umgebung – leise, beständig und umweltfreundlich. Genau das macht sie für uns so wertvoll.

    Regelmäßig bietet Herr Wirth auch Führungen zur Mühle und Wasserkraft an. Aktuelle Termine sind über die Tourismusseiten www.trubachtal.com oder www.egloffstein.de zu ersehen

     

    MIchael Wirth
    Mai 2025

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