Wasserkraftanlage Reckmühle

    Wasserkraftportrait

    Können Sie Ihre Kraftwerke kurz vorstellen?

    Unser Wasserkraftwerk liegt an der Glonn zwischen Allershausen und Hohenkammer. Es wird von zwei Francisturbinen betrieben, die zusammen bis zu 69 kW leisten. Nach einer umfassenden Modernisierung verfügt die Anlage über einen hohen Automatisierungsgrad, neue Generatoren, ein Getriebe sowie fischschonende Rechen und seit 2013 auch über eine natürliche Fischaufstiegshilfe.

    Das Kraftwerk versorgt unser Sägewerk mit sauberem Strom für Elektrosägen, Fahrzeuge und Geräte. Überschüsse speisen wir ins Netz ein – damit werden über 40 benachbarte Haushalte versorgt. Neben der Energiegewinnung bietet die Anlage auch einen ökologischen Lebensraum für Fische, Vögel und viele andere Tiere.

    Wenn ich es in drei Worten beschreiben müsste: langlebig, nachhaltig, architektonisch reizvoll.

    Könnten Sie etwas über die Geschichte Ihres Kraftwerks erzählen?

    Unser Kraftwerk hat eine sehr lange Geschichte, die bis ins frühe Mittelalter zurückreicht. Die Reckmühle selbst wurde bereits im Jahr 843 erstmals urkundlich erwähnt und dient unserer Familie seit 1817 als Mühlenstandort. Mein Ur-ur-ur-Großvater, einer der jüngeren Söhne einer Müllerfamilie, wollte unbedingt eine eigene Mühle besitzen. Er tauschte deshalb sein Wirtshaus gegen die Reckmühle ein, die damals allerdings durch häufige Hochwasser stark beschädigt war – deshalb fiel die „Draufgabe“ für den Tausch eher gering aus.

    1890 wurde dann ein neues Werk eingerichtet. Dieses bestand aus einem hölzernen Wasserrad nach dem System Zuppinger (unterschlächtig), einem stehenden Mühlwerk zum Antrieb von zwei Mahlgängen sowie einer Königswelle, die die obere Transmission antrieb. Die Bezeichnung „neues Werk“ lässt vermuten, dass es auch schon zuvor eine Art Kraftwerk oder technische Anlage zur Energiegewinnung gegeben haben muss.

    Damit steht unser heutiges Kraftwerk in einer langen Tradition, die die Mühlentechnik über viele Generationen hinweg geprägt hat.

    Beitrag zum Sägewerk und Wasserkraftanlage auf TV München

    Können Sie etwas zu den technischen und ökologischen Ertüchtigungsmaßnahmen sagen?

    Für uns war die Renovierung der Turbine im Jahr 2015 ein ganz wichtiger Schritt. Gemeinsam mit der Firma Lukas-Anlagenbau haben wir die alte Turbine ausgebaut, gründlich reinigen, reparieren und wieder instand setzen lassen. Mit dem neuen Regler und Generator konnten wir die Stromerzeugung deutlich effizienter und zuverlässiger machen. Ein besonderes Highlight war für uns auch der Einbau eines neuen Rechens mit automatischem Rechenreiniger durch die Firma Sextl – dadurch entfiel die körperlich sehr anstrengende und teilweise gefährliche Handarbeit, die früher viel Zeit und Kraft gekostet hat.

    Aber nicht nur die Technik lag uns am Herzen, sondern auch die Natur. Schon 2013 haben wir eine natürliche Fischaufstiegshilfe errichtet, und 2017 folgte dann die Installation fischschonender Rechen. Das war uns persönlich sehr wichtig, denn wir erleben jeden Tag, wie viele Tiere hier ihren Lebensraum haben – von Forellen und Äschen über Enten, Schwäne und Gänse bis hin zum Eisvogel und sogar dem Rotmilan. Zu sehen, dass unser Kraftwerk nicht nur Energie liefert, sondern auch Lebensraum schützt, erfüllt uns mit Freude und Stolz.

    Wir verbinden mit den Ertüchtigungsmaßnahmen daher nicht nur eine Modernisierung unserer Anlage, sondern auch das gute Gefühl, Tradition, Technik und Natur in Einklang gebracht zu haben.

    Welche Bedeutung hat die Wasserkraft und die Anlage für Sie persönlich?

    Für mich bedeutet Wasserkraft weit mehr als nur Energiegewinnung – sie ist ein Geschenk der Natur, ein beständiger, nie versiegender Fluss von Energie und Leben. Durch unsere Familienhistorie ist sie tief in meinem Leben verankert. Mit dem Kraftwerk verbinde ich nicht nur Technik, sondern auch viele persönliche Erinnerungen. Besonders die Ruhe und Idylle an unserer Wehranlage, der Weg am Mühlbach entlang vorbei an Schwänen, Gänsen, Enten und sogar Eisvogel und Rotmilan zeigen mir immer wieder, wie eng Natur und Technik hier Hand in Hand gehen.

    Stolz bin ich vor allem auf die Wiederinstandsetzung unserer kleinen Turbine nach fast 40 Jahren Stillstand im Jahr 2017. Mit neuer Steuerung, fischschonenden Rechen und moderner Technik konnten wir das Kraftwerk nicht nur effizienter, sondern auch ökologisch nachhaltiger machen.

    Im Alltag versorgt uns die Anlage mit Strom für den Sägebetrieb sowie zum Laden von E-Auto, E-Bike und E-Stapler. Natürlich gibt es Herausforderungen, wie die Hochwasser oder früher die mühsame Reinigung der Rechenanlage. Aber all das gehört dazu und verstärkt nur die persönliche Bindung. Für mich ist die Wasserkraft nicht nur ein Stück Familientradition, sondern auch ein Ort, an dem Technik, Natur und Geschichte zusammenfließen.


    Christoph Quirin Müller
    August 2025