Kraftwerksbetreiber wünschen sich weniger Bürokratie

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing) hat sich bei einem Besuch der Gfaller Mühle am Haslacher Mühlbach über die Lage kleiner Wasserkraftwerke informiert. „Umweltfreundliche Wasserkraftwerke spielen eine wichtige Rolle bei der Energiewende. Sie tragen als dezentrale Energiequelle zur Versorgung von ländlichen Regionen bei und liefern dabei saubere, CO₂-freie Energie. Durch die regulierende Funktion des Wasserabflusses mildern sie Hochwasserspitzen ab und verhindern so Überschwemmungen, betonte die Bundestagsabgeordnete, die im Ausschuss für Inneres und Heimat Berichterstatterin für den Katastrophenschutz ist.
Wasserkraftbetreiber und Müllermeister Hans Gfaller hat der Bundestagsabgeordneten, die neben ihrem Wahlkreis Altötting die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land mitbetreut, über die Herausforderungen der Branche eindringlich geschildert: Ideologische Vorbehalte gegen die saubere C02-freie Stromerzeugung und überbordende Bürokratie. Die Haslacher Mühle wurde 1412 erstmals urkundliche erwähnt, 1880 gelangte sie in Familienbesitz. Seit jeher treibt das Wasser der Traun das Mahlwerk der Mühle an. 1938 erhielt sie die erste Francis-Turbine, die seit 1966 elektrischen Strom ins Netz der Stadtwerke Traunstein einspeist. Seit 2012 liefern zwei Wasserkraftwerke zusammen 200 kW-Leistung. Der Strom aus eigener Wasserkraft treibt laut Hans Gfaller über 60 Elektromotoren auf fünf Stockwerken an. Die Mühle kann in 24 Stunden rund 35 Tonnen Weizen, Roggen und Dinkel über 17 Vermahlungsstufen zu Mehl, Grieß, Schrot vermahlen. „Wasserkraft mit seinen langlebigen Maschinen und einem Wirkungsgrad von fast 90 Prozent sei Klimaschutz“, so Gfaller.
„Als Betreiber von Wasserkraftanlagen sehen wir uns zunehmend mit einer Flut von bürokratischen Hürden konfrontiert, die unsere Arbeit erheblich erschweren“, unterstrich Fritz Schweiger, 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. Die immer komplexer werdende Gesetzgebung, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene, führt zu einem enormen Erfüllungsaufwand für die Kraftwerksbetreiber. Insbesondere die ständig neuen EU-Richtlinien und Umweltauflagen sorgen für Unsicherheit und verlängern Genehmigungsverfahren auf unzumutbare Weise.
Wasserkraftwerke leisten laut Schweiger einen wertvollen Beitrag zur Erzeugung erneuerbarer Energie und zur Stabilisierung des regionalen Stromnetzes. Statt die klimafreundliche Energiequelle zu fördern, werden Betreiber immer häufiger durch Bürokratie ausgebremst. Umweltverträglichkeitsprüfungen, Berichtspflichten und laufende Nachweiserfordernisse bedeuten nicht nur zusätzliche Kosten, sondern auch unnötige Verzögerungen. Besonders kleine und mittelständische Betreiber würden an ihre Grenzen stoßen. Es sei dringend notwendig, die rechtlichen Vorgaben zu vereinfachen und den bürokratischen Aufwand zu verringern, um die Energiewende nicht unnötig zu behindern. „Wir brauchen klare, einheitliche und praxisnahe Regelungen, die den Ausbau der Wasserkraft nicht hemmen, sondern unterstützen“, so der Verbandsvorsitzende aus Schwaig bei Erding, der fünf Wasserkraftwerke und ein eigenes Stromnetz betreibt.
Rund 4.200 Wasserkraftanlagen lieferten laut Dr. Josef Rampl, Geschäftsstellenleiter der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. (München), im Freistaat im vergangenen Jahr 12,4 Mrd. Kilowattstunden Strom als stabile netzverträgliche Einspeisepunkte. Von den stabilen und versorgungssicheren erneuerbaren Energien (Wasser, Bioenergie, Geothermie) liefere die Wasserkraft 56 Prozent. Rampl betonte, jedes Wasserkraftwerk bringe Versorgungssicherheit mit planbarer, zuverlässiger und stabiler Energie.
„Regionale Wasserkraftwerke spielen eine zentrale Rolle in der nachhaltigen Energieversorgung unserer Region“, unterstrich Stefan Will, Geschäftsführer der Stadtwerke Traunstein. Die sieben Kraftwerke am 4,5 Kilometer langen Traunsteiner Mühlbach würden für eine Leistung von 1.000 KW sorgen. Jährlich werden laut Will rund 5.000.000 Kilowattstunden Strom erzeugt, der rund 1.500 Haushalte versorge. „Die Traun-Kraftwerke bieten nicht nur eine zuverlässige und erneuerbare Energiequelle, sondern tragen auch zur Versorgungssicherheit bei, da sie unabhängig von globalen Rohstoffmärkten oder geopolitischen Einflüssen sind.“ Nicht zuletzt sind laut Will die Wasserkraftwerke ein essenzieller Bestandteil für die Stabilität und Effizienz der regionalen Netzverteilung, „da sie sowohl eine nachhaltige Energiequelle darstellen als auch zur Netzstabilisierung beitragen“.
Strom und Mehl treiben die Wirtschaft an Sandra Bubendorfer-Licht betonte, Wasserkraftwerke seien das Rückgrat für zahlreiche Handwerksbetriebe wie Mühlen und Sägewerke. Die liberale Politikerin wies darauf hin, dass sich die FDP 2022 bei der Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) dafür eingesetzt habe, dass eine Diskriminierung der regenerativen Energiequelle verhindert worden sei. Vielmehr sei innerhalb der Ampelregierung vereinbart worden, die Wasserkraft wieder im „überragenden öffentlichen Interesse“ zu sehen. Mittlerweile trage Wasserkraft mehr als ein Drittel zur Stromerzeugung im Freistaat bei, so die Abgeordnete.
25.10.2024