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Wasserkraftporträt aus der Region und der Heimat Kunstmühle Dachsbach im Landkreis Neustadt/Aisch

• Können Sie sich und Ihre Kraftwerke kurz vorstellen?

Im Salbuch des Burggrafentums Nürnberg aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist die Existenz der Dorfmühle als Mahl- und Schneidmühle belegt. Wie auf der Neustädter Kohl-Mühle wurden auch auf der Dachsbacher Mühle zeitweise Münzen geprägt. Im 30jährigen Krieg, musste bei Aufstellung der schwedischen Truppen entlang der mittleren Aisch, nach der Schlacht an der Alten Veste 1632, die Mühle zu Dachsbach die Brigade des Königs, versorgen. Zwei Jahre später war die Mühle völlig zerstört. Der neue Besitzer Georg Schmidt ließ 1675 die Gebäude renovieren. 1802 übernahm Adam Schmidt, die inzwischen baufällig gewordene Mühle, ließ das Mühlengebäude abreißen und das noch heute stehende stattliche Mühlen- und Wohngebäude errichten. Nach einigen Besitzerwechseln erwarb 1900 der Dachsbacher Färbersohn Karl Auer die Mühle, ersetzte 1919 das alte Mühlrad durch eine Francis-Turbine. 1956 wurde das gesamte Anwesen vom Müllermeister Willi Oswald erworben, woraufhin der Umbau der Turbine vom Stirnrad-Betrieb zum Ölbadgetriebe erfolgte. Die beiden Francis-Turbinen trieben sowohl die Mühle als auch Generatoren an, die die Mühle mit Strom versorgte. 1990 erfolgte die Einstellung des Mahlbetriebs. 2002 erfolgte die Versteigerung des Anwesens.

Aktuell: Durch die neue Eigentümerfamilie Wieland wurden seit 2002 unter anderem die zwei Francis-Turbinen generalsaniert, ein Fischaufstieg zur Sicherstellung der ökologischen Durchgängigkeit im Aischabzweig Hallerbach (ca. 500 oberhalb der Mühle) errichtet und die Generatoren durch effiziente Asynchrongeneratoren und neuen Getrieben ersetzt.

• Welche technischen Vorzeigewerte und regionale Besonderheiten hat Ihr Kraftwerk?

Die vorhandenen beiden Turbinen haben zusammen ein Gesamtschluckvermögen von ca. 2,5 m³/s, eine Fallhöhe von 1,80 m und eine maximale Gesamtleistung von 33 kWpeak. Die Wasserkraftanlage erzeugt annähernd kontinuierlich und somit grundlastfähig jährlich ca. 160.000 kWh Strom plus Eigenverbrauch. Eine Turbine bzw. ein Wassergang ist mit einem automatischen Rechenreiniger ausgeführt. Auf dem Wasserkraftgebäude ist eine Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 18,5 kW peak installiert, welche den Jahresertrag von ca. 15.000 kWh direkt ins öffentliche Netz einspeist.

• Welche ökologischen Maßnahmen haben Sie an Ihren Wasserkraftwerken umgesetzt?

Eine sogenannte „Rauhe Rampe“ wurde im Aischabzweig Hallerbach (ca. 500 m oberhalb der Wasserkraftanlage) seitens der Eigentümer der Mühle ausgeführt und stellt seitdem die Durchgängigkeit für die Flussbewohner sicher. Des Weiteren ist im Mühlenanwesen eine 80 kW Hackschnitzelheizung installiert, die insgesamt 12 Familien im Umgriff des Anwesens mit klimaneutraler Wärmeenergie versorgt.

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Wasserkraftporträt aus der Region und der Heimat - E-Werke Haniel in Haimhausen im Landkreis Dachau a. d. Amper

• Können Sie sich und Ihre Kraftwerke kurz vorstellen?

„1893 erbaute mein Urgroßonkel James Eduard Haniel das erste Wasserkraftwerk im Schlosspark in Haimhausen. Dafür wurde der Mühlbach im Park nach Süden verlegt“, erzählt Andrea von Haniel, die das Familienunternehmen in vierter Generation leitet. Die Stromerzeugung diente zu dieser Zeit primär dem privaten Verbrauch. 1908 schloss die Familie Haniel einen Vertrag mit der Gemeinde Haimhausen und lieferte Ökostrom für das gesamte Gemeindegebiet. 1950 wurde ein zweites Wasserkraftwerk an der Marienmühle gebaut und das Stromnetz der E-Werke Haniel an das Netz der Isar-Amper-Werke angeschlossen. 1988 entstand am Hirschgang im Ortsteil Ottershausen ein modernes überflutetes Wasserkraftwerk.

1998 übernahmen die Schwestern Andrea und Henriette von Haniel die E-Werke und errichteten 2016 mit einer kleinen Wasserkraftschnecke am Schwebelbach das vierte und bislang letzte Kraftwerk. „Unsere Vision ist es, unsere Kunden, wie bereits bis 1950, in ganz Bayern mit selbst erzeugtem 100% Ökostrom zu beliefern und unser Engagement für neue Umweltprojekte weiter fortzusetzen“

• Welche technischen und regionale Besonderheiten haben die E-Werke Haniel?

Das erste E-Werk am Schlosspark erzeugt bereits seit 1893 emissionsfrei und kontinuierlich ca. 1.000.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Dafür sind zwei Francis-Turbinen über eine Welle miteinander verbunden. Die vorhandenen Turbinen haben eine Ausbauleistung von je 85 kW bei einer Fallhöhe von 2 m. Die Drehzahl liegt bei 75 U/min. Im zweiten E-Werk an der Marienmühle  liefert eine Ossberger Walzenturbine eine Jahreserzeugung von ca. 350.000 Kilowattstunden. Sie hat eine Ausbauleistung von 63 kW bei einer Fallhöhe von 2,6 m und einer Drehzahl von 77 U/min. Das dritte E-Werk am Hirschgang leistet ca. 3.000.000 Kilowattstunden pro Jahr. 2 Kaplan-Rohrturbinen mit einer Ausbauleistung von je 250 kW laufen bei einer Fallhöhe von 2,33 m und einer Drehzahl von 130/500 U/min. Die Wasserkraftschnecke schließlich erzeugt mit ihren 9 kW ca. 70.000 kWh / Jahr. „Somit haben wir in einer Ortschaft mit 5.500 Einwohnern vier Wasserkraftanlagen mit vier verschiedenen Turbinenarten“, berichtet Andrea von Haniel.

• Welche ökologischen Maßnahmen haben Sie an Ihren Wasserkraftwerken umgesetzt?

100% Ökostrom heißt für uns, dass wir den Fluss nicht als reine Energiequelle betrachten. Wir tragen ökologische Verantwortung, deswegen haben wir umfangreich in Durchgängigkeitsmaßnahmen investiert. Wir haben, unterstützt durch die Fischerfreunde Haimhausen und das Wasserwirtschaftsamt München, an zwei entscheidenden Stellen des Amper- Fluss-Systems Fischtreppen errichtet und einen natürlichen Nebenarm der Amper wieder ertüchtigt.

Außerdem haben wir bereits 2011 ein Biotop am Mühlbach entwickelt. An einem verlandeten Seitenarm des Mühlbachs haben wir das ursprüngliche Bachbett wieder vertieft und einen Teich angelegt, der mit dem Mühlbach verbunden ist. So trocknet dieser Seitenarm im Sommer nicht mehr aus. Viele einheimische Pflanzen und Tiere, darunter das einheimische Schilf, Frösche und Jungfische finden wieder Lebensraum in Haimhausen.

 

Die Kraftwerke des E-Werke Haniel im Überblick (in Klammern: Jahr der Inbetriebnahme)

EW 1 (1893): 2 Francis-Turbinen mit je 85 kW - 1 Mio kWh

EW 2 (1950): Ossberger Walzenturbine mit 63 kW – 350.000 kWh

EW 3 (1988): 2 Kaplan Rohrturbinen mit je 250 kW – 3 Mio kWh

EW 4 (2016): Wasserkraftschnecke mit 9 kW – 70.000 kWh

 

Bildunterschrift: Geschäftsführerin E-Werke Haniel, Andrea von Haniel

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Wasserkraftporträt aus der Region und der Heimat Ehemalige Mühle Oppel in Schottenstein im Landkreis Coburg

Können Sie sich und Ihr Kraftwerk kurz vorstellen?

Mein müllerischer Stammbaum reicht bis zum Jahr 1750 zurück - alles Müller. Auf der Schottensteiner Mühle sind wir in der 5. Generation. Meine Söhne werden die Wasserkraft weiter betreiben. Ich bin der letzte Müllermeister. Mit der Wasserkraft bleibe ich mein Leben lang verbunden. Meine Arbeit im Vorstand vom LVBW macht mir auch mit 78 noch Freude.

Mein Urgroßvater hat kurz vor 1900 die damalige Mühle in Schottenstein an der Itz im Landkreis Coburg erworben. Ein Wasserrad mit 7 Meter Durchmesser trieb die Mühle an. Ein kleineres die Ölmühle. Kurz nach 1900 hat mein Großvater bereits mit einem Gleichstromgenerator Lichtstrom für die Eigenversorgung erzeugt. 1942 wurden die Wasserräder durch eine Francisturbine ersetzt. 1985 bauten wir zusätzlich eine Reiffensteinturbine ein. 

Welche technischen Vorzeigenswerte und regionale Besonderheiten hat Ihr Kraftwerk?

Wir erzeugen grundlastfähige Energie ohne Rohstoffverbrauch, ersparen der Umwelt ca. 350 t Schadstoffe und reinigen den Bach von Unrat und Wohlstandsmüll und erzeugen jährlich klimaschonend ca. 350 000 kWh Strom plus Eigenverbrauch. Dazu eine Fotovoltaikanlage auf dem Scheunendach. Wir erzeugen Strom direkt beim Verbraucher. Er muss nicht auf weitem Weg mit Spannungs- und Umspannungsverlusten transportiert werden. Ein automatischer Rechenreiniger erleichtert uns die Arbeit. Die vorhandenen Turbinen haben eine maximale Leistung von 80 KW bei einem Schluckvermögen von 6 m³ und einer Fallhöhe von 2,20 m. Eine Sonderstellung nimmt die Reiffensteinturbine ein. Eine vollautomatische speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) reguliert den Wasserstand und wird von einer ebenfalls pegelgesteuerten Fischbauch-Wehrklappe und einer ziehbaren Schütze unterstützt. Dies dient dem Hochwasserschutz.

Welche ökologischen Maßnahmen haben Sie am Wasserkraftwerk umgesetzt?

Unser Wasserkraftwerk hat immer in Durchgängigkeitsmaßnahmen investiert. Eine Turbine, sehr fischfreundlich, ohne Leitschaufeln. Eine Fischauf-.und abstiegsanlage gewährleistet die Durchgängigkeit für die Bachbewohner und sichert das Restwasser im Fluss. Unser Sohn beheizt sein neues Wohnhaus mit einer Wärmepumpe und gewinnt die Wärmeenergie direkt aus der Itz. So liefert der Bach neben umweltfreundlichen Strom auch die Wärme für sein Haus.

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Wasserkraftportät aus der Region und Heimat Landkreis Traunstein - Kunstmühle Haslach – Getreidemühle mit Wasserkraft – Müllermeister Hans Gfaller

  • Können Sie sich und Ihr Kraftwerk kurz vorstellen?

Die Haslacher Mühle wurde 1412 erstmals urkundlich erwähnt und sie gelangte nach etlichen Besitzerwechseln im Jahr 1880 in die Hände der Müller-Familie Gfaller, die sie nunmehr in 5.Generation betreibt. Seit jeher treibt das Wasser der Traun ihr Mahlwerk im 1927 errichteten Gebäude an. 1938 erhielt sie die erste Francis-Turbine, die seit 1966 elektrischen Strom in das Netz der Stadtwerke Traunstein einspeist. Im Jahr 2012 bekam Hans Gfaller die Bewilligung für ein zweites Kraftwerk, das in einem Bypass parallel zum ersten betrieben wird.  Somit ist eine zuverlässige Versorgung der Mühle mit klimafreundlich erzeugtem Strom das ganze Jahr über rund um die Uhr sichergestellt. Ein bedeutender Teil der erzeugten Energie wird ins örtliche Stromnetz eingespeist und leistet, weil grundlastfähig,  einen wertvollen Beitrag zur regionalen Stromversorgung. 

 

  • Welche technischen Vorzeigewerte und regionale Besonderheit hat Ihr Kraftwerk?

Die zweite Anlage  entstand durch Zusammenschluss des Traunsteiner und Haslacher Mühlbachs. Beide Anlagen, die bewährte Francis-Turbine und die neue drehzahlvariable DIVE-Turbine, sind vernetzt und arbeiten entsprechend ihrer Wirkungsgrad-Kurven parallel und leistungsoptimiert. Zusammen mit fünf weiteren Wasserkraftwerken sind sie in den funktionstüchtigen Hochwasserschutz Traunstein-Süd eingebunden. Der bayerische Umwelt-Minister Marcel Huber sprach bei der Einweihung von einer 4-fachen Win-Situation: 

  • Ein Querbauwerk wurde entfernt, weil zwei Bäche zusammengeschlossen worden sind, was zu erheblicher Kosteneinsparung durch deutlich niedrigere Deich-Bauwerke geführt hat.
  • Neu errichtete Biotope sind ein Paradies für Biber, Frösche und Vögel, Flachwasserzonen laden zum Baden ein.
  • Ein Fischaufstieg am Seiboldsdorfer Wehr hat die Durchgängigkeit der Traun in der Ausleitungsstrecke hergestellt.
  • Zwei neue Wasserkraftwerke mit zusammen 280 kW Leistung wurden errichtet. Der gesamte Bach liefert seit 2012 zuverlässig mit 1000 kW installierter Leistung jährlich 5.000.000 kWh saubere, CO²-freie Energie für 1500 Haushalte.

 

  • Welche ökologischen Maßnahmen haben sie am Wasserkraftwerk angesetzt?

Im Jahr 2014 haben die Triebwerksbetreiber in einem gemeinschaftlichen Projekt das Seiboldsdorfer Wehr saniert, egalisiert und mit selbsttätig regelnden Schleusen versehen, die das vorgeschriebene Stau-Ziel, den Geschiebetransport und die Beaufschlagung der Fischtreppe sicherstellen . Eine bewegliche Stauklappe regelt den Abfluss der kleinen und mittleren Hochwässer und schützt die angrenzende Flächen und Verkehrswege vor Überflutung. Wir entfernen den Wohlstandsmüll, den manche Mitbürger in den Bach entsorgen, und verbessern somit die Wasserqualität. Mit den Fischereiberechtigten pflegen wir ein konstruktives Vertrauensverhältnis und als Nutzer dieser umweltfreundlichen Energieform legen wir großen Wert auf die Gesunderhaltung unserer Fließgewässer. Dazu gehört auch, dass wir rund um die Uhr für einen ordnungsgemäßen Betrieb unserer Anlagen bereit stehen.

→ Bildunterschrift: Wasserkraftwerksbetreiber und Müllermeister Hans Gfaller

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Kleines Wasserkraftporträt aus der Region und der Heimat Elektrizitätswerk Promberger in Schönhofen im Landkreis Regensburg

  • Können Sie sich und Ihr Kraftwerk kurz vorstellen 

Meine Familie, bestehend aus meiner Frau meinen beiden Söhnen und mir, bewirtschaften ein kleines Anwesen im idyllischen Tal der Schwarzen Laber mit 5 ha Wald, 5 ha Felder und Wiesen im Nebenerwerb. Auf dem Anwesen im Landkreis Regensburg betreiben wir außerdem ein Wasserkraftwerk mit einer Spitzenleistung von 40 KW. Hiermit erzeugen wir, neben den Strom den wir für den eigenen Betrieb benötigen, noch ca. 250.000 KWh im Jahr. Immerhin könnten hiermit zusätzlich um die 50 – 60 Haushalte versorgt werden. Die CO2 Einsparung alleine aus unserem Wasserkraftwerk beläuft sich auf etwa 220 t im Jahr. Die Wasserkraftnutzung auf unserm Hof geht bereits auf das 15.Jahrhundert zurück. Bereits seit dieser Zeit wird die Wasserkraft, anfangs zum Schmieden von Werkzeugen, später zum Schleifen von Glas und die letzten 100 Jahre zur Stromerzeugung, zur Energienutzung herangezogen. Wir sind leidenschaftliche Wasserkraftwerksbetreiber und wollen es auch in Zukunft bleiben.

  • Welche technischen Vorzeigenswerte und regionale Besonderheiten hat Ihr Kraftwerk ?

Die Stromerzeugung aus Wasserkraft liefert einen wesentlichen Beitrag zur Netzstabilität. Das ist eine der überlegensten Stärken die wir aufweisen können. Durch den technischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte konnte dieser Vorteil noch besser herausgearbeitet werden. So haben auch wir in der Vergangenheit in einen Generator mit hohem Wirkungsgrad, eine moderne Wasserstandregelanlage und nicht zuletzt in einen vollautomatischen Rechenreiniger investiert. Ein bei Hochwasser automatisch angesteuerter Wehrablass leistet sogar Hochwasserschutz. Die Reinigung des Gewässers von Unrat und Müll ist ein positiver Nebeneffekt, den die Wasserkraftbetreiber ganz umsonst übernehmen. 

  • Welche ökologischen Maßnahmen haben Sie am Wasserkraftwerk angesetzt ?

Eine bereits 2008 gebaute Fischauf- und Fischabstiegsanlage leistet einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Fischpopulation. Das dadurch abgegebene Restwasser in den Altbach gewährleistet auch dort besten Lebensraum für traditionelle Flussbewohner. Zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg und dem ansässigen Fischereiverein, dem 1. Regensburger Anglerclub, versuchen wir ständig den Flusslauf vor und nach unserem Wasserkraftwerk zu verbessern und in einem guten Zustand zu erhalten. Ein im Jahr 2014 neu eingebauter Rechen mit einem Rechenabstand von 15 mm sorgt für bestmöglichen Fischschutz.

→ Bildunterschrift: Aufsichtsrat beim LVBW und Wasserkraftwerksbetreiber Heinrich Promberger

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Kleines Wasserkraftporträt aus der Region und der Heimat: 1. Elektrizitätswerk Schweiger aus Schwaig im Landkreis Erding

  • Können Sie sich und Ihr Kraftwerk kurz vorstellen?

Die Wasserkraft in Schwaig wurde als Aulechnermühle aus der Zeit von 1231-1237 das erste Mal urkundlich erwähnt. Nachdem 1897 die Kunstmühle abbrannte, entstand auf dem Grundstück eine Tuch- und Lodenfabrik, in der ca. 150 Personen Arbeit fanden. 1906 schloss der Mühlenbesitzer und spätere Käufer der Lodenfabrik, Josef Schweiger, mit der Gemeinde Oberding den ersten Stromliefervertrag. Seitdem hat die Wasserkraft noch zwei Weltkriege überstanden und versorgt das Gemeindegebiet als Elektrizitätswerk Schweiger sicher, zuverlässig und krisenfest mit elektrischer Energie.

  • Welche technische Vorzeigenswerte und regionale Besonderheiten hat Ihr Kraftwerk?

Bei der Wasserkraft handelt es sich um eine über viele Jahrzehnte ausgereifte und bestens bewährte Technologie. Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung des Versorgungsgebietes der Gemeinde Oberding besitzt die grundlastfähige Wasserkraft zudem ein erhebliches systemisches Innovations- und Entwicklungspotenzial. 

Um eine gleichzeitig klimaschonende, versorgungs- und krisensichere (Notstromversorgung) sowie effiziente bzw. bezahlbare Energieversorgung zu gewährleisten, stellt das Wasserkraftwerk in Schwaig eine effektive Kombination aus altbewährter Tradition und innovativer, zukunftsweisender Erneuerung dar.

  • Welche ökologischen Maßnahmen haben Sie am Wasserkraftwerk angesetzt?

Das Wasserkraftwerk in Schwaig hat durch den Bau einer Fischaufstiegsanlage die Durchgängigkeit geschaffen. Gemäß dem Wasserkörpersteckbrief des Bayerischen Landesamtes für Umwelt LfU weist die Dorfen in diesem Bereich der Gewässerstrecke ökologisch und biologisch einen guten Zustand auf.

Zur Sicherung der an der Dorfen gelegenen Ortschaft Schwaig gegen Hochwasserschäden ist das Wasserkraftwerk in das Hochwasserschutzmanagement der Gemeinde Oberding eingebunden. Das Betriebspersonal steht Tag und Nacht für eine schnelle und professionelle Steuerung der Entlastungsanlagen über die parallel zur Dorfen im Erdinger Moos fließende Gfällach als Vorfluter bereit.

→ Bildunterschrift: 1. Vorsitzender der VWB, Fritz Schweiger, steht bei der Fischaufstiegsanlage in Schwaig

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Lassen Sie uns heute eine Blase anstechen ... … nämlich eine Methan-Blase. Von Reinhard W. Moosdorf

Methan – ein an und für sich geruchsloses Gas – begegnet uns im Alltag oft zusammen mit diversen Schwefelwasserstoffen, weshalb es gern mit teuflischem Gestank assoziiert wird.

Solch eine Teufelsblase wird von den üblichen Verdächtigen auch gern rhetorisch gegen die Wasserkraft eingesetzt: Methan sei ein von den Wasserkraftanlagen befördertes Klimagas. In dem Anti-Wasserkraft-„Memorandum“ aus der Feder von Martin Pusch et al., das 2021 durch die Presse irrlichterte, las sich das z.B. so:

„Außerdem emittieren aufgestaute Gewässer infolge der Verschlammung erhebliche Mengen des besonders klimaschädlichen Gases Methan“. Daher gehöre die Wasserkraft am besten abgeschafft.

Oft hört man auch: Wasserkraft spart vielleicht CO2 ein. Ja – aber andererseits wird durch sie doch das viel, viel schädlichere Methan freigesetzt! Denn auch Methan ist ein „Klima-Gas“. Es ist sogar um ein Vielfaches schädlicher als CO2 (um wieviel – da gehen die Quellen weit auseinander. Ca. 20-25fach ist am Glaubwürdigsten). Da kommt unterm Strich doch eine negative Klimabilanz zusammen?

In solchen Gedankenblasen bewegen sich umweltbewusst getarnte Wasserkraftgegner und Klimaschutzbremser gern und bestätigen sich dann gegenseitig ihre Meinung.

Doch genau andersrum ist es richtig: 

Wenn organische Substanzen absinken und verwesen, wird Methan gebildet. Seit Jahrmillionen ist das so. Das ist kein generisches Problem der Wasserkraft. Im Gegenteil, die Rechenanlagen von Wasserkraftanlagen können dazu beitragen nicht nur Müll aus den Gewässern zu holen, sondern auch organische Materialien wie Laub und Äste und so einer Verringerung der Methanbildung beitragen!

Zu den Einzelheiten:

Ähnlich wie Kohlenstoffdioxid ist Methan ein Gas, das im Klima eine Kreislauffunktion hat. Es wird emittiert und absorbiert. Eigentlich überhaupt kein Problem, solange da das Gleichgewicht erhalten bleibt. Doch den 558 Mio. Tonnen Emissionen pro Jahr stehen nur 548 Mio. Tonnen gegenüber, die in so genannten Senken gebunden werden. So entsteht eine Lücke (Fachausdruck: „Methan-Gap“) von ca. 10 Mio. Tonnen pro Jahr, die problematisch sind und den Treibhauseffekt anheizen. Soweit die allseits bekannten Fakten (Saunois 2016 (1)). Diese 10 Mio. t/a könnten schon vermieden werden, wenn die zahlreichen Lecks in den Gasnetzen etc. abgedichtet werden würden. Aber das ist wohl illusorisch. Im Gegenteil: Der eine oder andere bombt ja inzwischen auch gern mal ein Loch in eine gefüllte Pipeline. Oder zerstört Kraftwerke. Kriege sind viel umweltschädlicher als Industrien. Aber nicht nur aus Umweltschutzgründen sollte man also eigentlich sofort aufhören, Kriege zu führen.

Neben den über 290 Mio. t/a, die durch Landwirtschaft, Abfall und der Verbrennung von fossilen Brennstoffen entstehen, gibt es auch eine natürliche Ausgasung von ca. 230 Mio. t/a. Bei dem Rest, der auf das Konto von verbrannter Biomasse geht, kann man sich streiten, ob das nun anthropogen verursacht ist oder auch natürlich stattfinden würde.

Knapp 65 Mio. t/a gehen bei den natürlichen Emissionen auf das Konto von auftauendem Permafrost, Ozeanen, geologischen Quellen (z.B. Vulkanausbrüchen) und Seen. In etwa dieser Reihenfolge staffeln sich auch die Größenordnungen ihrer Bedeutung.

Weit mehr, nämlich über 165 Mio. t/a, werden von Feuchtgebieten emittiert, also von Sümpfen und Mooren: Habitaten, die wir mit relativ großem Konsens als ökologisch wertvoll ansehen. Auch viele Klimaaktivisten setzen sich mit Recht für Vernässung und Wiederbelebung von Mooren ein.

Doch im Einzelnen zur Wasserkraft:

Es gibt eine Studie über den Schweizerischen Wohlensee, die die dortigen Methan-Emissionen gemessen hat (3) . Dieser Artikel wird oft zitiert und dramatisiert. Rechnet man das aber mal in Verhältnis zur Landwirtschaft, dann kommt auf 1ha Wasserfläche Wohlensee die Gesamtemission von 4 (in Worten: vier) Kühen. 

Wasserflächen sind hingegen für das weltweite Methan-Problem - anders als Sümpfe und Moore - kaum relevant. Und wenn man schon diese in den Fokus rückt: Warum sprechen Klimaschutzbremser nur über die Wasserflächen von Stauseen? Und überhaupt nicht von den (wegen der oft geringeren Durchströmung) größeren Emissionen natürlicher Seen? Und schon gar nicht von denen aus Fischweihern, die wegen der dort notwendigen Überfütterung und dem zahlreichen Fischkot wesentlich problematischer wären? Um das klar zu sagen: Aus unserer Sicht sind die Fischweiher bis auf wenige Ausnahmen auch kein wirkliches Problem. Sie würden sich aber als Feindbild viel eher eignen als Wasserkraftanlagen.

Zur Orientierung an der Verhältnismäßigkeit: Der größte Stausee in der EU hat maximal 418 km², durchschnittlich sogar nur 315 km² (Lokka-Stausee in Finnland(6)). Insgesamt erreichen nur 6 Stauseen in der EU über 100 km². Allein Finnland hat dagegen 45 natürliche Seen, die größer als 100 km² sind. Der größte natürliche See der EU hat 5.450 km² (Vänern in Schweden(7)).

Wenn man den CO2-Vermeidungswert einer Wasserkraftanlage zudem mit dem – wie auch immer konstruierten – Methanausstoß verrechnen möchte, muss man zudem nicht nur die Eignung zum Treibhausgas benennen. Man muss ebenso berücksichtigen, dass die Verweildauer von Methan in der Erdatmosphäre durchschnittlich nur 12 Jahre beträgt. Die von CO2 dagegen 230 Jahre (8).

Erwähnt werden muss im Übrigen, dass gerade bei der Kleinen Wasserkraft die regelmäßigen Hochwasserereignisse die Staubereiche durchspülen und die Methanbildung dadurch eine Zeitlang völlig zum Erliegen kommt.

Mit einer Energiewende, die die Wasserkraft fördert, statt sie zu bremsen, würden hingegen auch beim Methanproblem gleich drei wichtigere Baustellen angegangen:

- Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen würde gemindert und damit eine der anthropogen verantworteten Hauptursachen angegriffen.

- Die Notwendigkeit von Pipelines würde gemindert und damit auch das Leckagen-Problem.

- Die Erderwärmung würde gebremst und damit eines der derzeit größten vermeidbaren „natürlichen“ Methan-Probleme angegangen: Durch die Klimaerwärmung tauen die Dauerfrostböden in Sibirien auf. Deren Anteil an der Methan-Emission wird derzeit relevant größer. Ein Umstand, der geeignet ist, einen Kippeffekt bei der Klimaerwärmung zu bewirken.

Fasst man diesen Fakten-Check zusammen, bleibt von dem Vorwurf, Wasserkraft würde über den Methanausstoß das Klima sogar schädigen, nur eines übrig: Viel heiße Luft.

Quellen:

(1) Saunois, Marielle et al.: The global methane budget 2000-2012, in: Earth Syst. Sci. Data, 8, 697–       751. 2016

(2)  http://https://www.globalcarbonproject.org/methanebudget/20/files/MethaneInfographic2020.png

(3)  https://pubs.acs.org/doi/full/10.1021/es9031369, abgerufen am 21.01.2022

(6) https://fi.wikipedia.org/wiki/Lokan_tekoj%C3%A4rvi //

Die Flächenangaben der Gewässer schwanken erheblich. Das liegt an der Natur solcher Gewässer aber auch an verschiedenen Erhebungs-Kriterien. Ich orientiere mich daher an den jeweiligen nationalen lexikalischen Angaben, die wiederum auf den jeweiligen nationalen Statistiken beruhen, jedoch ggf. auch andere Quellen einbeziehen.

(7) https://sv.wikipedia.org/wiki/V%C3%A4nern

(8) https://link.springer.com/article/10.1134%2FS0001433812020041, abgerufen am 22.01.2022).

(9) Kohnert, Kathrin et al.: Strong geologic methane emissions from discontinuous terrestrial        permafrost in the Mackenzie Delta, Canada. in: Scientific Reports. 7, 2017, S. 5828;     doi:10.1038/s41598-017-05783-2, abgerufen am 18.12.2022

 

 

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12 Thesen zur kleinen Wasserkraft des BUND – Arbeitskreis Energie Hessen

Im unten stehenden PDF-Dokument finden Sie 12 Thesen zur kleeinen Wasserkraft, die vom BUND Arbeitskreis Energie aus Hessen formuliert und einstimmig beschlossen wurden. 

Wir begrüßen diese Thesen schon deshalb ausdrücklich, weil auch aus den Reihen des BUND in den letzten Jahren derart viel unsachliche Gegnerschaft gegen die Wasserkraft, insbesondere die so genannte Kleine Wasserkraft formuliert worden war, dass man an einen ernst gemeinten Dialog für Klima- und Umweltschutz zweifeln konnte.

Indem hier endlich nicht nur Mikroökologie – also der gesunde Baum im Vorgarten – sondern auch Makroökologie - also die Gesundung der Erde – gedacht wird, hat sich der BUND als Dialogpartner für die Wasserkraft zurückgemeldet. Dafür danken wir den Autoren herzlich!

Wir würden uns darüber hinaus freuen, wenn neben den ökologischen Vorteilen, die einige Arten aus der Vernetzung ziehen, auch wieder die ökologischen Vorteile, die andere Arten aus der Fragmentierung der Gewässerabschnitte ziehen, mehr in die ökologische Gedankenwelt Einlass fänden.

Vor Allem begrüßen wir aber, dass in dem vorliegenden Papier die unsäglich falsche Gegenüberstellung von Ökonomie = Wasserkraft zu Ökologie = Fischerei/Angelsport und alle anderen Stressoren aufgehoben wird.

Wasserkraftnutzung ist gemeinsam Gedacht eine ökologische Dienstleistung, die wir aber eben nur auf Dauer erbringen können, wenn sie auch ökonomisch den Betreiber ernähren kann. Sie finanziert sich im Normalfall also selbst – im Unterschied zu sehr vielen ökologischen Dienstleistungen, für die der Steuerzahler herhalten muss.

Wir bitten bei der Lektüre der 12 Thesen unserer Hessischen Freunde zu beachten, dass diese VOR der Formulierung des EEG 2023 gefasst worden sind. Da war die Frage, ob das zweifellos vorhandene überragende öffentliche Interesse der Kleinen Wasserkraft ihr auch politisch zugesprochen wird, noch offen. Die entsprechenden Passagen sind trotzdem noch nicht überholt.
Denn wir erleben in der täglichen Praxis, dass das überragende öffentliche Interesse in der Verwaltung noch weitgehend ignoriert wird. 

Danke an die Arbeitskreis Energie des BUND Hessen, dass von dieser Seite dringend benötige Unterstützung kommt für einen gemeinsamen Dialog!

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Stärkung der Erneuerbaren Energien in Bayern – Bericht aus der Kabinettssitzung

Zentrale Stellschraube, um die Energieversorgung Bayerns mittel- bis langfristig zu sichern, die ambitionierten bayerischen Klimaschutzziele zu erreichen und die Wirtschaft mit grünem Strom bei der Dekarbonisierung zu unterstützen ist der beschleunigte Ausbau aller Erneuerbaren Energien im Freistaat. Mit dem Bayerischen Energieplan 2030 hat die Staatsregierung bereits entsprechende Ziele formuliert. Die Stromerzeugung mit regenerativen Energien soll bis 2030 in Bayern von 39,6 TWh (Stand 2020) auf rund 78 TWh verdoppelt werden.

Bei der Stärkung der Heimatenergien spielt insbesondere auch die Wasserkraft eine wichtige Rolle. Hier wird ein Potential von rund plus 1 TWh pro Jahr insbesondere durch Modernisierung und Nachrüstung gesehen. Im September 2022 wurde z.B. allein durch die Erneuerung und Erweiterung des Kraftwerks Töging / Jettenbach die Stromerzeugung um 0,14 TWh / a erhöht. Eine aktuelle Analyse des Ökoenergie-Instituts Bayern am LfU hat zudem bereits eine Neubewertung der Potentiale an bestehenden Querbauwerken in Bayern vorgenommen. Hier besteht ein Potential von 20 MW, das ebenfalls genutzt werden kann. Zudem unterstützt der Freistaat die Modernisierung der kleinen Wasserkraft mit einem eigenen Programm. Auch im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens zum EEG 2023 konnte seitens des Freistaates viel für die Wasserkraft erreicht werden. Insbesondere konnte sichergestellt werden, dass der vorgesehene gesetzliche Vorrang auch für die Wasserkraft gilt. Zudem will die Staatsregierung das Wasserkraftpotential an der Unteren Salzach im Tittmoninger Becken nutzen und hat hierfür bereits finanzielle Mittel in der Höhe von 20 Mio. Euro auf den Weg gebracht. 

• Das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie wird bezüglich des identifizierten Potentials von 20 MW an bestehenden Querbauwerken das Gespräch mit möglichen Investoren suchen, um hier entsprechend neue Projekte zu initiieren. 

• Das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie werden intensiv daran arbeiten, um eine Wasserkraftnutzung an der unteren Salzach im Tittmoninger Becken zu realisieren. Hierbei ist eine größtmögliche Ausnutzung des vorhandenen Potenzials anzustreben.

• Die Bayerische Staatsregierung wird sich weiter gegenüber dem Bund für angemessene Rahmenbedingungen für die Wasserkraft einsetzen. Nötig ist insbesondere: 

  1. die Abschaffung der Degression bei der Wasserkraft; 
  2. die Einführung einer weiteren EEG-Vergütungsstufe für Wasserkraftanlagen mit einer kleinen Leistung sowie 
  3. eine Reduktion der geforderten Leistungssteigerung im EEG von 10 auf 3 Prozent für Anlagen mit einer installierten Leistung von mehr als 5 MW. 
  4. Zudem bedarf es wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für Pumpspeicherkraftwerke. 

Multitalent Wasserkraft kann Ökologie, Ökonomie und Sozial

Vortrag auf dem Wasserkraftforum der Gemeindezeitung von Andrea von Haniel, Geschäftsführerin der E-Werke Haniel Haimhausen, und Fritz Schweiger, Geschäftsführer des EW-Schweiger sowie 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. -  Ein Bericht von Jan Kiver

Andrea von Haniel, Geschäftsführerin der E-Werke Haniel Haimhausen, und Fritz Schweiger, Geschäftsführer des EW-Schweiger, sind beide Vertreter der sogenannten kleinen Wasserkraft, die seit vielen Jahren die Naturschutzlobbyisten besonders im Visier haben. Anlass genug, um einmal mehr zu verdeutlichen, was die großen Leistungen der kleinen Wasserkraft sind.

Am Beispiel des reinen Ökostromanbieters E-Werke Haniel skizzierte von Haniel die Rahmenbedingungen für ein Kleinwasserkraftunternehmen mit vier Stromerzeugungsanlagen und eigenem Stromversorgungsnetz und Vertrieb, also einem vollintegrierten Versorgungsunternehmen mit elf Mitarbeitenden. Seit knapp 130 Jahren liefert der Familienbetrieb ausschließlich Ökoenergie an die Menschen in der Region Haimhausen, nördlich von München. War es ursprünglich nur Wasserkraftstrom (aktuell knapp fünf Millionen Kilowattstunden Jahreserzeugung) so ist das Erzeugungsportfolio mit drei Photovoltaikanlagen und Beteiligungen an Wind- und Solarparks erweitert worden. Rund 3.000 Kunden werden zuverlässig mit 100 Prozent Ökostrom versorgt. Besonders zufrieden zeigt sich von Haniel, dass alle ihre Wasserkraftanlagen fischdurchgängig und die genutzten Gewässer in einem guten ökologischen Zustand sind. 

Was die Kleinwasserbetreiber vielleicht den Wasserkraftwerkskonzernen in Sachen Ökologie voraushaben: Sie stammen aus der Region und leben in ihr, so dass sie ihre Anlagen für die Menschen in der Region ökologisch betreiben wollen und nicht, weil es der Gesetzgeber fordert. Die hohe Akzeptanz vor Ort gibt ihnen Recht. Die Natur stellt eine fantastische Ressource zur Verfügung, so dass mit entsprechend sorgsamem Umgang der Natur auch wieder etwas zurückgegeben werden kann, so von Haniel. Die Erfahrungen zeigen, dass je umständlicher die ökologischen Maßnahmen für Naherholungssuchende zu erreichen sind, umso besser ist es für die Natur und den Artenreichtum. Bei allen Ökomaßnahmen war das konstruktive Miteinander zwischen Behörden und Betrieb ausschlaggebend für die rasche und erfolgreiche Umsetzung, betonte von Haniel.

Fritz Schweiger, der auch 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e. V. (VWB) ist, war es in seinem Vortragsteil wichtig zu verdeutlichen, dass gerade auch die kleine Wasserkraft mit ihrer Verwurzelung in der Region einen erheblichen Beitrag zur ökologischen Entwicklung, zum Klimaschutz, zur Stromversorgungssicherheit, zur Energieeffizienz- und Energieeinsparung sowie zur Energiekrisenbewältigung beitragen kann. Kleinwasserkraftwerke können zumindest für die kritische Infrastruktur wie Rathaus, Feuerwehr, Polizei, medizinische Einrichtungen, Lebensmittelversorgung, Schulen, Bürgerhäuser und Sporthallen in ihrer Funktion als Not-Zentren und Straßenbeleuchtung sowie die Energie-Schaltzentrale, Kommunikationseinrichtungen, Wasserversorgung oder Pumpen den notwendigen Strom bereitstellen, wenn der Rest der Republik im Nullenergiestatus verharrt. Das ist kein Zauberwerk, sondern vorausschauende Planung als Reaktion auf den größten Blackout der Nachkriegsgeschichte im Jahr 2006. Am Beispiel seines Familienunternehmens verdeutlichte Schweiger, wie essenziell die kleine Wasserkraft in einem Notstromversorgungskonzept für sein regionales Versorgungsgebiet in der Gemeinde Oberding nord-östlich von München wirken kann. Der Vorteil der sieben örtlichen Wasserkraftanlagen an der Dorfen liegt in ihrer Dezentralität. Für den Krisenfall wurde das Stromnetz mit seinen Trafos und Schaltanlagen so konfiguriert, dass die Einrichtungen der kritischen Infrastruktur gezielt mit der nötigen elektrischen Energie aus den entsprechenden Wasserkraftanlagen versorgt werden können. Die Vorteile der kleinen Wasserkraftwerke liegen auf der Hand. Ihr „Treibstoff“ Wasser für die Turbinen ist praktisch unbegrenzt, so dass mit Hilfe dieser Ressource eine CO2-freie Inselstromversorgung aufgebaut, das Stromversorgungsnetz stabilisiert und eine kontinuierliche zuverlässige Stromeinspeisung gewährleistet werden kann. 

Als Notnagel steht noch ein Notstromdieselaggregat zu Verfügung, das wenn möglich nicht eingesetzt werden soll.

Schweiger wünscht sich von der Politik, dass sie bei aller Priorisierung des Klima- und Naturschutzes nicht aus den Augen verliert, dass ohne eine sichere und bezahlbare Energie-/Stromversorgung die Energiewende zum Scheitern verurteilt ist. Klimaschutz, CO2-Neutralität, Versorgungssicherheit auch im Krisenfall, Energieeffizienz und Bezahlbarkeit sind eng miteinander verzahnt.

Wasserkraft aus der Heimat – Ein Schatz für jeden Landkreis - von VWB-Beiratsmitglied Hans Gfaller

Die Nutzbarmachung der Wasserkraft war von jeher eine Herausforderung für den Menschen, hat man es doch mit Naturgewalten zu tun. Aber sie ist auch die älteste, zuverlässigste, und bewährteste Methode der Energiegewinnung mit breit gefächerten Einsatzbereichen. Während man jedoch die technischen Probleme gut in den Griff bekommen hat, machen zunehmend behördliche Auflagen und oftmals nicht gerechtfertigte Angriffe von verschiedenen Seiten der Wasserkraft zu schaffen. Die Durchgängigkeit der Flüsse wird laufend verbessert. Dennoch soll der bisher angewandte, ausgewogene Restwasserleitfaden, der den Verbleib einer bestimmten Wassermenge (5/12 des mittleren Niedrigwasserabflusses) in der Ausleitungsstrecke, also dem ursprünglichen Flussbett, regelt, deutlich verschärft werden. Das hat zur Folge, dass vor allem kleinere Wasserkraftanlagen nicht mehr das ganze Jahr über Strom erzeugen können, sondern möglichweise über Wochen oder gar Monate hinweg stillstehen werden. Was nichts anderes bedeutet, als dass dann dieser saubere Strom durch andere, weniger klimafreundliche Energie ersetzt werden muss. Gerade die dezentralisierte Energiegewinnung, und dazu gehört auch die kleine Wasserkraft, schafft dauerhafte Versorgungssicherheit. Zu den Schlüsseleigenschaften gehören die Grundlast- und Schwarzstartfähigkeit, und genau das kann die Wasserkraft. Sie hilft, das Stromnetz nach einer Störung wieder aufzubauen. Unser Landkreis ist prädestiniert für die Stromgewinnung aus Wasserkraft, weil Gefälle und sauberes Wasser vorhanden sind. Die Herausforderung besteht darin, Wasserkraftwerke vollumfänglich zu erhalten und, wo Potential besteht, naturnah auszubauen. 152 Wasserkraftanlagen erzeugen rund 164 GWh Strom im Jahr (Quelle: Bayer. Landesamt für Umwelt, LfU), und sie decken damit 16 % des jährlichen Stromverbrauchs im Landkreis Traunstein ab. Eine weitere Herausforderung stellt auch der Klimawandel dar, weil extreme Wasserführungen, hervorgerufen durch häufiger wechselnde Starkregen- und Trockenperioden, in unseren Flüssen zunehmen. Da machen Querbauwerke durchaus Sinn, weil diese bei Hochwasserereignissen dort regulierend wirken, wo in unseren besiedelten Flächen keine Flutpolder angelegt werden können. 

Unser Standort Haslacher Mühle ist schon fast 1000 Jahre alt. So lange wird das Wasser der Traun zum Mahlen von Getreide genutzt. Früher trieben unsere Wasserräder auch Sägewerke und Ölstampfen an. Wir erwarten, dass an unserem Standort auch weiterhin die Wasserkraft eine Zukunft hat. An dem seit 2012 im Rahmen der Hochwasserschutzmaßnahmen Traunstein-Süd miteinander verbundenen Haslacher und Traunsteiner Mühlbach gewinnen 7 Kraftwerke mit einer Leistung von zusammen 1000 KW rund 5.000.000 KWh sauberen Strom im Jahr, der für fast 1300 Haushalte reicht. Ich erwarte für mich, und natürlich auch für meine Ober- und Unterlieger, dass unsere Anlagen noch lange CO2-freien Strom produzieren können und dass unser Wasserkraft-Standort weiterhin einen wertvollen Beitrag zur heimischen Stromversorgung leisten wird. Ich erwarte, dass die wenig volatile Energie aus Wasserkraft auch künftig gefragt sein wird, weil sie durch ihre Beständigkeit einen wertvollen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz leistet.

Die Wasserkraft benötigt als versorgungssichere, dezentrale, und grundlastfähige Energieform den Stellenwert, den sie verdient. Die große und die kleine Wasserkraft liegen daher zurecht in einem übergeordneten öffentlichen Interesse und dienen der Versorgungssicherheit!

Mit ihren langlebigen Maschinen, dem hohen Anlagen-Wirkungsgrad von bis zu 90% und einem energetischen Erntefaktor (Input: Output) von 1:50 stellen Wasserturbinen die rationellste Form der Stromgewinnung dar und sie dienen damit auf hervorragende Weise dem Klimaschutz. Daher ist die Existenz der Wasserkraftwerke sicherzustellen, indem eine sorgfältige und ausgewogene Abschätzung der Interessen von Fisch-Schutz und Energiegewinnung bei der Erteilung von Wasserrechtsbewilligungen erfolgt. Ferner sind die Bewilligungen für Änderungen, Neuerrichtungen und Laufzeitverlängerungen in einem deutlich kürzeren Zeitraum als mittlerweile üblich geworden zu erstellen und von kaum mehr erfüllbaren, oft nicht nachvollziehbaren Auflagen freizuhalten. Wo sinnvoll zu nutzendes Potential vorhanden ist, soll das auch zügig ausgebaut werden. Wasserkraftwerke verschmutzen den Wasserlauf nicht, sondern sie reinigen ihn und bringen Sauerstoff hinein. So sollte genauer hingeschaut werden auf das, was in unsere Fließgewässer an schädlichen Substanzen allein über die Entwässerung versiegelter Oberflächen eingetragen wird. Eines muss uns klar sein: Unser technisch hochentwickeltes Deutschland kann nicht nur laut nach einschneidenden Klimaschutzmaßnahmen rufen, Mobilität und Energieverbrauch nicht beschneiden und gleichzeitig die Nutzung aller möglichen regenerativen Energiequellen nach Kräften zu verhindern versuchen. Es gibt nicht die eine ideale Energieart, sondern der standortgerechte Energie-Mix wird uns einer Lösung näherbringen. So ist bei jeder Art von Stromgewinnung der Ökologische Fußabdruck über die gesamte Strecke hinweg zu betrachten. 

Warum die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bis 2027 verfehlt werden - von Reinhard W. Moosdorf

Die WRRL hat sich das sehr ambitionierte Ziel gesetzt, sämtliche Europäischen Gewässer in einer guten oder sehr guten ökologischen Zustand zu versetzen. Sie ist darin in ein Netz internationaler Bemühungen eingebunden. 

Insofern umfasst das selbst gesetzte Aufgabengebiet der WRRL zwar auch Küstengewässer, Übergangsgewässer und Grundwasser, doch liegt das praktische Hauptaugenmerk seit ihrem Inkrafttreten auf den landseitigen Oberflächengewässern, insbesondere auf den Flüssen und Seen. 

Obwohl seither viel erreicht wurde, führen dennoch Defizite dazu, dass die Ziele auch 2027 nach fast 30 Jahren verfehlt werden. Das hat einen Grund in der Größe der Aufgabe, aber auch in grundsätzlichen methodischen Schwächen. 

In dem ersten Teil wird auf diese methodischen Schwächen eingegangen, Im zweiten Teil hingegen werden sie wieder ausgeklammert, um so Lösungen und Prozesse nahe legen zu können, mit denen auch unter aktuellen Rahmenbedingung Fortschritte erzielt werden können. 

Das komplette Dikument finden Sie in nachfolgendem Link oder dem PDF-Dokument.

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Wasserkraftbranche ist erleichtert

Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke (BDW) begrüßt Anerkennung des überragenden öffentlichen Interesses für die Wasserkraft und Aufrechterhaltung des Förderrahmens im EEG 2023.

Der Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke (BDW) begrüßt die Verabschiedung des sogenannten Osterpaketes mit den darin enthaltenen Beschlüssen zur kleinen Wasserkraft. „Wir sind erleichtert, dass die zuvor geplanten Änderungen wieder rückgängig gemacht wurden und so der Fortbestand Tausender kleiner Wasserkraftanlagen nun wieder gesichert ist“, sagt Hans-Peter Lang, Präsident des BDW. „Die Wasserkraft kann damit weiter ihren Beitrag zur Energiewende und zur Versorgungssicherheit leisten.“ 

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„Es ist ein himmelschreiender Dissens!“

Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke e.V. (BDW) reagiert entsetzt auf die Ankündigung von Robert Habeck, wieder stärker auf Kohlestrom zu setzen - während parallel dazu die Vernichtung von jährlich drei Milliarden Kilowattstunden Strom aus kleinen Wasserkraftanlagen in Deutschland durch die Novelle des EEG 2023 geplant wird. 

Berlin, 23. Juni 2022. Rund 6.500 Betreiber von kleinen Wasserkraftanlagen in Deutschland fürchten seit diesem Frühjahr um die Existenz ihrer Anlagen, die durch die geplante Streichung der Einspeisevergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 gefährdet ist. Etwa drei Milliarden Kilowattstunden schadstofffreien Strom produzieren sie jedes Jahr. Sie versorgen damit deutschlandweit rund eine Million Haushalte sowie ihre kleinen und mittelständischen Betriebe mit dezentral erzeugter, regenerativer und CO2-freier Energie. Sie reduzieren den Bedarf an klimaschädlichen Treibhausgasemissionen um jährlich rund 3 Millionen Tonnen CO2 und verringern den Bedarf an fossil erzeugten Stromimporten. Also genau das, was im Sinne der Energiewende und des Klimaschutzes dringend gefordert ist. Dabei erfüllen sie sämtliche Umweltschutzauflagen, denn sonst wäre der Betrieb ihrer Anlagen rechtlich gar nicht zulassungsfähig. 

Umso fassungsloser sind die Anlagenbetreiber angesichts der Ankündigung von Bundesminister Robert Habeck, dass er wieder stärker auf die Stromerzeugung mit Kohlekraftwerken setzen will - bekanntermaßen die klimaschädlichste Form der Stromerzeugung. 

Lesen Sie im nachfolgenden pdf-Dokument weiter!

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Gemeinsamkeit von Klimaschutz, Energie und Natur ist möglich

Wir brauchen von allen Erneuerbaren Energien mehr. 

Es zählt jede erneuerbare Energie aus unserer Heimat 

Die Wasserkraft liefert einheimische, klimafreundlichen Strom

Die Bundesregierung bedroht aber die kleinen Wasserkraftanlagen 

Die Bundesregierung will im neuen Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) festschreiben, dass die Errichtung und der Betrieb von Erneuerbaren-Energien-Anlagen (EE-Anlagen) im überragenden öffentlichen Interesse liegen und der öffentlichen Sicherheit dienen. Damit will man sie bei Genehmigungen gegenüber anderen Interessen, wie z.B. den Naturschutz etc. bevorzugt behandeln. 

Für die Wasserkraft soll das aber nicht gelten. Dafür soll eine Änderung des § 31 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) sorgen. Diese Diskriminierung ist weder nachvollziehbar noch akzeptabel.  Denn es sind besonders die positiven Eigenschaften der Wasserkraft, die zum Gelingen der Energiewende und zur Versorgungssicherheit beitragen. Dazu gehören,  

  • die gesicherte Leistung durch das fließende Wasser
  • die Frequenz- und Spanungshaltung des Netzes
  • der Netzwiederaufbau nach einem Blackout 
  • die Notstromversorgung
  • die klimafreundlichste und CO2-ärmste Stromerzeugung 

Das Bundesverfassungsgericht hat erst kürzlich bestätigt, dass es bei Genehmigungen egal ist, wie groß die Menge des erzeugten Stroms ist. Die beabsichtigte Streichung der Förderung für Anlagen mit einer Leitung von unter 500_kW stellt hier eine weitere willkürliche Diskriminierung der „kleineren“ Wasserkraft dar, die nicht hinnehmbar ist. 

Tage der Wasserkraft in Bayern

Unter dem Motto „Zukunft Strom – gemeinsam mit der Wasserkraft“ öffnen Anlagenbetreiber in ganz Bayern Ende Mai ihre Tore 

Zu einem Tag der Wasserkraft laden zahlreiche Wasserkraftbetreiber in ganz Bayern ein. Mit einem bunten Programm aus Informationen rund um die klimaschonende Energieerzeugung aus Wasserkraft, Grußworten, Unterhaltung für die ganze Familie und kulinarischen Angeboten öffnen sie an einem Tag zwischen dem 27. Mai und 06. Juni 2022 ihre Tore. Die Tage der Wasserkraft finden auf Initiative der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) statt. „Die Wasserkraft ist die älteste erneuerbare Energie in Bayern und liefert bis heute einen wichtigen Beitrag zur sicheren Stromversorgung im Freistaat“, sagt Hermann Steinmaßl, stellvertretender Vorsitzender der VWB. Die teilnehmenden Anlagen finden Sie in der nachfolgenden pdf-Datei.

14 Fakten zur Wasserkraft

In dieser pdf-Datei finden Sie 14 Fakten zur Wasserkraft

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Versorgungssicherheit und Klimaschutz - wie können wir diese Ziele sinnvoll miteinander verbinden?

Die beste Verbindung beider Ziele geht mit der Wasserkraft. Denn sie verursacht am wenigsten CO2 und liefert versorgungssicheren Strom. 

Minister Robert Habeck hat „plakativ“ angekündigt, dass wir in Deutschland jede kWh der erneuerbaren Energien brauchen. Um dies zu erreichen, hat er im ersten Entwurf für das EEG in § 2 (Osterpaket) festgehalten, dass die Erneuerbaren Energien im öffentlichen Interesse stehen und der öffentlichen Sicherheit dienen. Umso unverständlicher ist dann die Einschränkung, dass dies nicht für die Wasserkraft gilt. 

Denn gerade die Wasserkraft trägt in vielfältiger Weise zur Versorgungssicherheit bei. Dabei geht es weniger um die Menge als um die Qualität des Stroms.  Die vielen „kleinen Wasserkraftwerke“ wirken besonders auch regional und stabilisieren die Verteilnetze. Sie können mit ihrer einmaligen Technik Netze nach einem Blackout wieder in Gang setzen. Zudem kann man damit eine Notstromversorgung aufbauen, was weder Wind- noch Sonnenenergien leisten kann.

Das immer wieder gebrachte Argument im Hinblick auf Fischpopulation lässt sich lösen. Die vielen anderen Einflüsse auf unsere Flüsse bleiben übrigens auch ohne Wasserkraft bestehen. Allein in Bayern entstanden in  100 000 km Flüssen rund  53 000 Querbauwerke ohne Wasserkraftwerke, die im Zuge der vielen Flusseinengungen und Längsverbauungen entstanden sind. Diese Hindernisse bleiben. Mit der Wasserkraft gäbe es dafür sogar gemeinsame Lösungen und eine klimafreundliche Dividende. 

Es bleibt der Beigeschmack, dass man die guten Argumente für die Wasserkraft eher „ideologischen Grundsätzen“ im EEG 2023 geopfert hat. 

Klimaschutz und Versorgungssicherheit kann man aber nur gemeinsam mit „Lösungen“ erreichen und nicht durch Ausgrenzung von „einheimischer, klimafreundlicher und versorgungssicherer Energie“ wie die Wasserkraft. 

Denn jede kWh der erneuerbaren Energien wird gebraucht. 

Hermann Steinmaßl 

 

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Leserbrief von Frau Dr. Ingrid Fickler aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 04. April 2022.

Frau Dr. Fickler antwortet in dem Leserbrief auf den Zeitungsbericht “Was ist möglich bei der Wasserkraft” von Uli Bachmeier.

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Schreiben von Hans Gfaller an das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Herrn Minister Robert Habeck wegen geplanter ungerechtfertigter Einschränkungen für die Wasserkraft durch den Referenten-Entwurf vom 04.03.2022

Sehr geehrter Herr Minister,

ich weiß, dass Sie derzeit viele Baustellen und Sorgen aufgrund der politischen Lage in Europa haben, aber wegen der im EEG-Referenten-Entwurf Stand 04.03.2022 vorgesehenen starken Benachteiligung der Wasserkraft komme ich nicht umhin, mich an Sie zu wenden.

Die Situation in Traunstein:

Ich betreibe mit meinen Söhnen in Traunstein/Chiemgau eine mittelständische Mühle mit zwei Wasserkraftwerken zu je 100 kW Leistung. Es handelt sich um ein sehr altes Anwesen, das an diesem Standort an der Traun schon im 13. Jahrhundert nachgewiesen ist und seit jeher das Wasser der Traun zur Energiegewinnung nutzt. An der gleichen Ausleitungsstrecke werden noch 5 weitere WKA betrieben, unter anderem von den Traunsteiner Stadtwerken, mit einer gesamten installierten Leistung von 1000 kW. Diese erzeugen 5.000.000 kWh sauberen, CO2-freien Strom für rund 1300 Haushalte, 24 h am Tag und ganzjährig verfügbar. Im Landkreis Traunstein bestreitet die Wasserkraft 16 % des gesamten Stromverbrauchs. Der Kraftwerksausbau im Jahr 2012 erfolgte im Rahmen eines bestens funktionierenden Hochwasserschutzkonzepts für die Stadt Traunstein. So entstand eine WIN-WIN-Situation, wie Staatsminister Marcel Huber bei der Einweihung bemerkte - auch für den Naturschutz, der damals ebenfalls mitgewirkt hat.

Und jetzt werden durch die vorgesehene EEG-Neufassung dieser bewährten und zuverlässigen Energieart weitere, existenzgefährdende Steine in den Weg gelegt. Und das betrifft vor allem den Mittelstand, der stets in vielen politischen Reden hoch gelobt – und gleichzeitig mit immer mehr Auflagen überzogen wird. Wir haben in unserem Landkreis bisher keine Probleme mit Bevölkerung, Behörden und Fischern, aber das dürfte sich ändern, wenn der EEG-Referentenentwurf vom 04.03.2022 so beschlossen wird.  Das hat auch in Brüssel verfangen und sich jetzt bis in die Länderpolitik ausgewirkt. Angebracht wäre eine objektive Betrachtungsweise, nicht eine subjektive (Vor-)Verurteilung. Zuvor war die Atomkraft deren Zielscheibe, aber die werden wir jetzt zumindest im eigenen Land los. Dafür soll jetzt die Atomenergie bei unseren Nachbarn nach EU-Taxonomie als nachhaltig und grün gelten! Mehrere Tonnen Gestein müssen bewegt werden bis 1 g Uran gewonnen ist. In Deutschland würde man diese Bergwerke nicht haben wollen. Vom ungelösten Problem der Endlagerung radioaktiver Abfälle und den bisherigen Reaktorunfäl-len ganz zu schweigen. Dass Erdgas die Energieversorgungs-Probleme nicht lösen wird, sehen wir gerade…

Die Wasserkraft ist die zuverlässigste und wirkungsvollste erneuerbare Energie. CO2-frei, 24 h am Tag und 365 Tage im Jahr verfügbar! Brauchen wir denn nicht mehr denn je Netzstabilität, Regelbarkeit und eine bezahlbare Versorgungssi-cherheit? Hält die Politik es wirklich für zwingend, die Wasserkraft nach Möglichkeit ins Abseits zu drängen? Gerade die Wasserkraft verdiente die Aner-kennung als „übergeordnetes öffentliches Interesse“!

Aber ausgerechnet sie soll jetzt durch kontraproduktive Gesetzesänderungen ausgegrenzt werden, zu einer Zeit, wo wir allen Grund haben, in einem sinnvoll zusammengesetzten, regional optimierten Energiemix alle verfügbaren erneu-erbaren Ressourcen zu nutzen. Wir Wasserkraftbetreiber haben eine saubere, wirtschaftlich sinnvolle Energiegewinnung im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie zum Ziel. Die Wasserkraft mit ihrem hohen Erntefaktor von 1.50 bis 1:100 dient auf hervorragende Weise dem Klimaschutz.

Herr Minister, Ihr Ministerium vereinigt Wirtschaft und Klimaschutz, eine vo-rausschauende Kombination, wie ich meine.
Herr Minister, ich appelliere an Sie, setzen Sie sich für die Streichung dieser unverständlichen und die Wasserkraft diskriminierenden Änderungen im aktuellen Gesetzesentwurf ein! Eine dezentrale, sichere, mittelständisch orientierte Energieversorgung werden wir alle noch zu schätzen wissen.

Hans Gfaller, Müllermeister in Traunstein, den 17. März 2022

„Wasserkraft zu nutzen, ist Gebot der Stunde“

Mit Blick auf den aktuellen Austausch zwischen Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, appellieren die Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) e.V. und der Landesverband Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) eG, das Potenzial der seit über 100 Jahren bewährten und ausgereiften Wasserkraft-Technologie stärker zu berücksichtigen. „Die Wasserkraft hat bereits einen Anteil von über ein Drittel an den erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung im Freistaat“, betont VWB-Vorsitzender Fritz Schweiger. Durch Ertüchtigungs- und Modernisierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel Steuerungsoptimierung durch die Digitalisierung von bestehenden Wasserkraftanlagen, könne ihr Beitrag zur Energieerzeugung mit überschaubarem Aufwand und ohne Eingriffe in die Natur noch um eine Milliarde Kilowattstunden erhöht werden. „Es ist ein Gebot der Stunde, die Wasserkraft zu nutzen“, appelliert Schweiger. Die VWB und der LVBW begrüßen daher den Vorstoß von Markus Söder, beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern neben Photovoltaik und Geothermie auch auf die Wasserkraft zu setzen. 

 

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LEE: Wichtigste Anliegen - Wasserkraft

Die kleine Wasserkraft hat eine jahrhundertealte Tradition. Sie mahlte Getreide, produzierte Papier, schliff Steine und trieb Hammerschmieden an. Heute liefert die Wasserkraft in Bayern rund 12 Milliarden kWh im Jahr und deckt damit etwa 15 % des Stromverbrauchs bzw. erzeugt 30 % der Erneuerbaren Energien in Bayern. Die sogenannte kleine Wasserkraft trägt dabei rund 1 Milliarde kWh bei, was in etwa dem gesamten Haushaltsstromverbrauch des Regierungsbezirks Oberfranken entspricht.

Mit Abschaltung der großen konventionellen Kraftwerke steigt die Anforderung an die Stabilität der Netze als grundlegende Voraussetzung der Versorgungssicherheit. Die Wasserkraft ist hierbei ein besonderer Schatz für Bayern: Sie stellt vielfältige Netzdienstleistungen wie Momentanreserve, schnelle und flexible Regelenergie sowie Blindleistung etc. bereit und trägt damit zum Ausgleich der schwankenden Einspeisungen von Wind- und Solarenergie sowie zur Integration dieser Anlagen in ein stabiles, sicheres und kostengünstiges Versorgungssystem bei. 4.000 regional verteilte Wasserkraftanlagen in Bayern sind somit ein flächendeckender Stabilitätsfaktor. Durch die dezentrale Erzeugung allein aller bestehenden kleinen Wasserkraftwerke in den kostenintensiven Nieder- und Mittelspannungsnetzen werden gemäß Gutachten in Deutschland Netzausbaukosten und Übertragungsverluste in Höhe von mehr als 1 Mrd. € vermieden. In Verbindung mit der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung der Versorgungsnetze besitzt die Wasserkraft des Weiteren ein hohes Innovations- und Transformationspotenzial.

Zum Hochwassersschutz, zur Grundwasserstabilisierung wie auch zur Sicherung von Brücken etc. wurden in Bayern rund 57.000 Querbauwerke (künstliche Dämme, Wehre, Schwellen) errichtet. An 4.000 (7 Prozent) dieser Querbauwerke wird auch Strom erzeugt und leisten damit einen Beitrag zum Klimaschutz. Rund 53.000 Querbauwerke unterhält der Staat ohne klimaschonende Gegenleistung für den Gewässereingriff. Dabei wäre es hier machbar durch ‚Win-Win‘ mit der Wasserkraft klimaschonende Energie zu erzeugen und die Durchgängigkeit für Fische und Kleinlebewesen wieder herzustellen. So  wäre es möglich eine Versöhnung zwischen Klimaschutz und Naturschutz zu erreichen.

Abschlussbericht

Studie der RWTH Aachen untermauert Bedeutung von Wasserkraftanlagen für künftige Versorgungssicherheit ++ Wasserkraftwerke tragen auch nach Rückbau der Kern- und Kohlekraftwerke mit ihren Schwungmassen zur Netzstabilisierung bei ++ Lehrstuhl von Professor Albert Moser quantifiziert Momentanreserve 

Wenn im kommenden Jahr die letzten Kernkraftwerke in Deutschland vom Netz gehen, fällt damit dem Stromversorgungssystem auch Momentanreserve weg. Diese Systemdienstleistung sichert – neben der Regelleistung - die Stabilität der Netze im Falle von Störungen. Wie eine Studie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen nun ergeben hat, können die Wasserkraftwerke in Deutschland eine Störung, zum Beispiel durch einen ungeplanten Kraftwerksausfall von bis zu 500 Megawatt (MW), hinsichtlich der Momentanreserve ausgleichen. Das entspricht der Leistung eines mittelgroßen Kohlekraftwerkes. Damit leisten sie einen relevanten Beitrag zur künftigen Netzstabilität und Versorgungssicherheit. 

Als Momentanreserve wird die unverzögert verfügbare Leistungsreserve in einem Energieübertragungssystem bezeichnet. Sie entsteht aus der Trägheit der rotierenden Schwungmassen der Synchrongeneratoren konventioneller Kraftwerke. Kommt es in einem Stromnetz zu einem abrupten Lastwechsel, kann das Leistungsdefizit nicht unmittelbar durch Regelkraftwerksleistung ausgeglichen werden. Denn diese ist immer mit einer gewissen Verzögerungszeit verbunden. Daher muss, um Instabilitäten und Unterbrechungen zu verhindern, unmittelbar nach dem Störungsfall genügend kinetische Energie aus rotierenden Schwungmassen von Kraftwerken im Versorgungssystem vorhanden sein. 

Wasserkraftanlagen als Ausgleich zu volatilen Energieerzeugern 

Nach dem Aspekt der Erzeugungsmengen gelten Windenergie- und Photovoltaikanlagen als Hauptsäulen der künftigen regenerativen Energieproduktion. Diese üblicherweise leistungselektronisch angebundenen Anlagen liefern jedoch nach derzeitigem Stand der Technik noch keine Momentanreserve. Wasserkraftwerke hingegen sind dazu in der Lage.

Ein Team von Professor Albert Moser, Lehrstuhlinhaber Übertragungsnetze und Energiewirtschaft am Institut für elektrische Anlagen und Netze, Digitalisierung und Energiewirtschaft (IAEW) an der RWTH Aachen, hat nun die Momentanreserve der Wasserkraftanlagen in Deutschland ermittelt und quantifiziert. Die Berechnungen basieren auf 7.988 Wasserkraftanlagen mit insgesamt 6,28 Gigawatt Nettonennleistung, die im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erfasst sind. Die Wissenschaftler ermittelten unter anderem die gespeicherte kinetische Energie der Wasserkraftanlagen, die sich aus der Trägheitskonstante und der Nennleistung der Generatoren bestimmen lässt. 

Den Berechnungen zufolge ist eine kinetische Energie von rund 10,32 Gigawattsekunden (GWs) in den rotierenden Massen der Wasserkraftanlagen in Deutschland gespeichert. Zum Vergleich: Das Braunkohlekraftwerk Weisweiler Block H weist eine kinetische Energie von 2,4 GWs auf, das Kernkraftwerk Isar/Ohu 2 kommt auf 8,88 GWs. Die bereitgestellte kinetische Energie der Wasserkraftanlagen entspricht damit der Momentanreserve eines Kernkraftwerkes.

Die Studie wurde federführend von Martin Knechtges und Stefanie Samaan geleitet. Sie zeigt weiterhin, dass ein Störereignis von 462,5 MW unter Berücksichtigung der Frequenzabhängigkeit der Netzlasten allein durch die Wasserkraftanlagen hinsichtlich der Momentanreserve aufgefangen werden könnte. Ihre vorgehaltene Momentanreserve reicht aus, um die daraus resultierende Frequenzänderungsrate und –abweichung ausreichend zu begrenzen. „Die deutschen Wasserkraftwerke tragen in dieser Höhe auch zur Beherrschung von größeren Leistungsdefiziten, zum Beispiel Netzauftrennungen, bei. Weitere Beiträge zur Beherrschung müssen dann aus anderen Anlagen noch bereitgestellt werden.“, fasst Martin Knechtges, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IAEW, zusammen. 

Kleine dezentrale Wasserkraftanlagen stabilisieren bayerische Stromnetze 

Darüber hinaus weisen die Forscher insbesondere für Bayern darauf hin, dass in Bezug auf zukünftige Netzstrukturen und die autarke Versorgung kleiner zellularer Netze die dezentral vorhandenen Wasserkraftwerke zu einem stabilen Netzbetrieb beitragen können.

„Die Studie zeigt einmal mehr, dass Wasserkraftanlagen gerade vor dem Hintergrund der Abschaltung der Kernkraftwerke 2022 und anschließend der Kohlekraftwerke wichtige Systemdienstleistungen zur Netzstabilisierung erfüllen. Neben der Momentanreserve ist diesbezüglich beispielsweise auch die Schwarzstartfähigkeit zu nennen“, kommentiert Fritz Schweiger, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) e.V. Das heißt, nach einem großflächigen Stromausfall ist die Wasserkraft technisch in der Lage, den Wiederaufbau der Stromversorgung zu unterstützen. 

„Die Studie zeigt aber auch auf, dass die bestehende Wasserkraft alleine nicht die notwendige Momentanreserve im Stromversorgungssystem bereitstellen kann. Mit dem Ausbau der Stromerzeugung aus Wasserkraft hätte man schon heute einen effizienten Lösungsbaustein dafür. Allerdings müssen auch die anderen erneuerbaren Energieträger künftig ihren Beitrag leisten. Jetzt sind die Ingenieure gefragt, wie dies mit moderner Leistungselektronik sichergestellt werden kann“, stellt Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) e.V., fest. 

Die Studie „Ermittlung der Momentanreserve von Wasserkraftanlagen in Deutschland“ am Institut für Elektrische Anlagen und Netze, Digitalisierung und Energiewirtschaft an der RWTH Aachen wurde im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Wasserkraftwerke (BDW) e.V., der Initiative „Wasserkraft Ja bitte!“ im Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) e.V. sowie der Interessengemeinschaft Wassernutzung NRW durchgeführt. 

Die Studie finden Sie in nachfolgendem PDF

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Wasser als wichtiger Energielieferant - Ein Kommentar von Reinhard W. Moosdorf

In den 80er Jahren fingen in der alten BRD grün bewegte junge Menschen an, sich wirklich für erneuerbare Energien einzusetzen. Und da stand besonders im Süden Wasserkraft ganz oben. Weil sie im Mix der regenerativen Energien ein wichtiges Gegengewicht zu den ebenfalls dringend notwendigen Windgeneratoren und Solarkollektoren bildete. Zusammen wollten sie gegen die Atomkraft Zeichen setzen, dass es auch anders ging. Sie haben sich an alten Standorten festgesetzt und dort Anlagen wiederaufgebaut. Das waren die Leute, die nicht nur Flugblätter geschrieben haben und auf Demos waren, sondern die politischen Freiräume nutzten, um sich Ingenieurswissen anzueignen und dann auch wirklich etwas zu tun.

„Durchgängigkeit“ mit dieser deutschen Übersetzung hat man erfolgreich das „River-Continuity“ der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie in eine bestimmte Linie gebracht. Der temporale Aspekt geht völlig verloren und alles Handeln wird nicht mehr aus der Quasi-Perspektive des Flusses, sondern aus der des Fisches oder des Kanuten gesehen. Und auch da nicht aus der Sicht aller Fische, sondern aus Sicht der angelbaren Wanderfischarten, die – und das kann kein Zufall sein – auch als „Leitfischarten“ gelten.
Flüsse benötigen Vielfalt und nicht in erster Linie „Durchgängigkeit“! 

Durchgängigkeit zu erhalten und wiederherzustellen macht sicher Sinn … an großen Flüssen. Nicht aber an den Oberläufen und Bächen. Hat denn niemand von diesen ganzen Ämter-Biologen im dritten Bio-Semester aufgepasst, als es um Kleinteiligkeit der Habitate als Bedingung für Artenvielfalt ging? Ist „Allopatrische Artenbildung“ wirklich völlig unter dem Radar geblieben?

Wir leben in Deutschland in einer Kulturlandschaft. Es ist schlichtweg Selbstbetrug, wenn wir so tun, als ob wir eine urtümliche Landschaft wiederherstellen können. Wer sich das einredet, der will vor allem eines: Gärtnern und zwar im großen Stil. „Saubere, stabile Verhältnisse, wie Ingenieure das gerne mögen“ (Zitat aus der taz). Eine Welt erschaffen, wie man sie sich vorstellt. Die aber eben auch an den Grenzen des eigenen Wissens dann endet. Und dieses eigene Wissen ist bei dieser Art Homo Faber leider oft nicht sehr ausgeprägt.
Wasserkraftnutzung und die diesbezüglichen Wehre gehören zu dieser alten gewachsenen Kulturlandschaft. Jahrhundertelang haben hier Menschen und Fische leben können und zwar auch Fische in Artenvielfalt und Populationsstärke.

Fast zeitgleich gingen dann Wasserkraftnutzung, Artenvielfalt und Populationsdichte seit dem ersten Drittel des 20. Jh. - stellenweise schon früher – massiv zurück.
Angesichts dieser zumindest Korrelation, wenn nicht gar Teil-Kausalität, sollte man die These, dass die Kleine Wasserkraft, die es seit Jahrhunderten gibt – und die in den letzten 150 Jahren auf ca. 1/9 geschrumpft ist – am Fischsterben Schuld sei, doch vielleicht etwas sorgfältiger prüfen.

Unsere Flüsse sind so quecksilberverseucht, dass Schwangeren dringend abgeraten wird, hier geangelten Fisch zu essen (weil Quecksilber die Mutter-Kind-Schranke überwindet). Die Lebewesen dort verenden wegen der Folgen des Reifenabriebs und von Bromierten Diphenylethern. Von polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, von Tributylzinn und von Nitrat. Und das Einzige, was derzeit einigen Umweltverbänden einfällt, ist: Aus allen Rohren auf die Kleine Wasserkraft zu schießen, die ihrerseits das derzeitige Umweltproblem Nummer 1, die Klimaerwärmung, lindern hilft.

Reinhard W. Moosdorf: Rettungsring statt Autoreifen

Das Ringen der Wasserkraft gegen einen Berg von Auflagen, Gutachten-Verpflichtungen und bürokratischen Hindernissen beruht auf einer Kampagne, die sich – oft zu Unrecht – auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie beruft. Grundaussage dieser Kampagne: Die Wasserkraft ist schuld am Zusammenbruch der Fischpopulationen.

Wir wissen bislang nicht, welche Interessen hinter dieser, seit ca. 10 Jahren massiv aufgebauten Kampagne stehen. Merkwürdig: Während wir vor Ort zumeist ein gutes Auskommen mit den Fischereiberechtigten haben, positionieren sich die Anglerverbände meinungsstark und faktenarm gegen die Wasserkraft. Im Besonderen ist da die Kleine Wasserkraft im Visier – wahrscheinlich, weil es leichter ist, Kleinunternehmen in den Ruin zu treiben, als sich mit den Großen anzulegen. Wir sind deshalb den „Großen“ sehr dankbar, dass sie es als Ehrensache betrachten, hier auch die Kleine Wasserkraft zu unterstützen.

Auch viele Umweltverbände haben sich in diese Kampagne eingereiht, wie es erst jüngst der WWF vorexerzierte. Dabei wird das Haupt-Umwelt-Problem, die Klimaerwärmung, hintangestellt. Unser Mitglied Norbert Hedler hat das neulich so formuliert: Es komme ihm vor, als ob gerade die Titanic sinkt, und jemand versucht währenddessen an Bord, die gesprungenen Scheiben eines Zier-Aquariums zu kitten. Wenn wir was gegen den Umweltverschleiß tun wollen, sollten wir als Erstes unseren Energieverbrauch nachhaltig ausrichten. Und da ist die Wasserkraft einer der wenigen Rettungsringe.

Selbst wenn wir von der Klimaerwärmung absehen, werden die deutschen Fließgewässer von ganz anderen Faktoren gestresst. Allen voran stand da die Quecksilberbelastung, die derart katastrophal ist, dass z.B. das Niedersächsische Umweltministerium vor dem Verzehr von mehr als 300g geangeltem Fisch pro Monat warnt. Schwangere sollten gar keinen Fisch mehr essen. Weil das aber ein Politikum ist, wird es nicht an die große Glocke gehängt. Nur wer gezielt sucht, findet solche Verlautbarungen. Offiziell rechnet man gern alle wirklich giftigen Stoffe als „ubiquitär“ heraus und kommt dann auf chemisch gute Werte.

Das Problem: Bei der EU verfängt diese Strategie nicht. Sie hält Deutschland weiterhin vor, dass sämtliche hiesigen Gewässer den guten Status wegen der katastrophalen chemischen Werte verfehlen. Dahinter steckt das „One-out-all-out“-Prinzip: Verfehlt das Gewässer den guten Status auch nur in einem einzigen Kriterium, fliegt es insgesamt aus dem Prädikat „gut“ raus.

Viele deutsche Wasser-Ämter (in Bayern die WWA's) und die ihnen personell gelegentlich verquickten Umweltverbände verfolgen deshalb eine Doppelstrategie: Einerseits unternimmt man alle Anstrengungen, damit das „One-out-all-out“-Prinzip in der EU kippt. Andererseits legt man den Fokus des Handelns allein auf die Hydromorphologie. Das heißt dann: Man räumt ein paar so genannte Querbauwerke beiseite und hübscht den Fluss auch sonst ein wenig auf: Hier ein paar Steine rein, dort ein paar unbewirtschaftete Uferstreifen – und schon kann man Erfolge vorweisen: Seht: Wir haben unsere Chemiebrühe in Gewässer mit sehr gutem hydromorphologischen Zustand gebracht. Dabei ist „Durchgängigkeit“ zu einem Schlüsselwort geworden – und die Wasserkraft leidet darunter.

Außer ein paar Chemikern fragt dann niemand mehr nach Dingen wie C2G6Hg, C8HF17O3S oder auch einfach nur nach Quecksilber. Ich habe beim EU-Water-Forum in Wien 2018 erlebt, wie sich unter anderem gerade der WWF deshalb für das Kippen des „One-out-all-out“-Prinzips stark gemacht hat. Leider haben sich solche Kräfte auch im Bayerischen Umweltministerium eingenistet. Die Folge: Es wird schon in der Forschung einseitig nur in Richtung Wasserkraft als Ursache für Fischsterben Geld ausgegeben. So wurde auch der renommierte Prof. Geist vom Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der TU München mit einem Gutachten beauftragt. Untersucht wurde daraufhin, inwiefern auch neue Turbinen-Technologien Fisch-Schäden verursachen. Nach 5 Jahren liegt nun ein 12-bändiger Abschlussbericht vor. Voraussehbares Ergebnis: Ja, auch moderne Turbinentechnologie verursacht Schäden an Fischen.

Dass alle herkömmlichen Turbinen auch im ungünstigsten Fall nicht einmal halb so viele Fische töten wie der Angelsport, bleibt im Report auftragsgemäß unerwähnt.

Unerwähnt bleibt auch: Angelsport, Wasserkraftnutzung und sogar noch die durch Landwirtschaft verursachte Sedimentation sind in Hinsicht der Mortalität bei Fischen Peanuts gegen die chemische Gewässerbelastung.

Wäre Forschung wirklich noch frei, würde man vielleicht auch hierzulande zu Ergebnissen gelangen, wie sie in der Ausgabe der „Science“ vom 04.12.2020 veröffentlicht wurden: Dort hat man ergebnisoffen jahrelang das merkwürdige Lachssterben untersucht und war dann auf eine Ursache gestoßen, die bislang niemand auf dem Schirm hatte: Reifenabrieb.

In unseren Stellungnahmen zu den Bewirtschaftungszielen der Gewässer hatten wir zwar den Reifenabrieb auch auf Platz 2 der Hitliste der größten Übeltäter gestellt. Aber da hatten wir nur die durch ihn verursachte Kolmation und seine mikro-plastischen Eigenschaften im Auge. Die Autorengruppe um Zhenyu Tian klärt nun in der „Science auf: In den Reifen aller Hersteller befindet sich N-(1,3dimethylbutyl)-N'-phenyl-phenylenediamine, kurz 6PPD, als Antioxidationsmittel. An und für sich ist das Gefährlichste an diesem Stoff, dass man sich beim Aussprechen die Zunge verknotet. Dummerweise reagiert 6PPD aber als Abrieb mit dem im Straßenverkehr immer vorkommenden Ozon zu 6PPD-quinone und ist hochtoxisch. 0,3µg/L davon waren eigentlich schon überall in den gemessenen Gewässern. Ab 0,8µg/L tötet es die Hälfte der untersuchten Salmonitenpopulation. Das entspricht der Menge, die bei 13.000 gefahrenen PKW-Kilometern anfällt. Ab 2µg/L überlebten jeweils nur noch wenige Exemplare: Ungefähr so viel, wie in 80 Grad heißem Wasser, wenn darüber noch ein bisschen Luft zum Atmen bleibt. Diesen Vergleich haben die Verfasser um Zhenyu Tian tatsächlich in einer Kontrollstudie gezogen. Wer Fische auch in ungesottenem Zustand mag, und etwas für diese Lebewesen tun will, wird nicht umhinkommen, an diesem Rad zu drehen. Alle anderen müssen sich vorwerfen lassen, dass sie Mücken seihen und Elefanten schlucken.

Hermann Steinmaßl: Energiewende mit der Wasserkraft meistern Klimaschutz im Einklang mit der Natur und der Energie der Heimat

Der Dreiklang von Klimaschutz, Ökologie und Energie ist und kann in Einklang gebracht werden. Die bewährte, heimische, klimafreundliche und stabile Wasserkraft spielt dabei eine wesentliche Rolle. Dabei überzeugt auch die kleine Wasserkraft mit wesentlichen Leistungen, die im öffentlichen Interesse stehen und dem Klimaschutz dienen.

Klimawandel eindämmen – jede erneuerbare Kilowattstunde zählt

Das Ziel den durchschnittlichen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad einzudämmen und den weltweiten CO2-Ausstoß erheblich zu reduzieren ist zu unterstützen.

Dabei zählt auch jede erzeugte klimafreundliche Kilowattstunde aus unserer Heimat.

Ethische Verantwortung für den Klimawandel

Im Hinblick auf eine Verantwortung für die „Gemeinschaftsleistung Energiewende“ gemäß dem Ethikrat hat jede Region die Pflicht ihre Möglichkeiten auszuschöpfen.

Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie, der Kohle und letztlich aus allen fossilen Energien, ist es auch eine Frage der Ethik mit den Möglichkeiten der Heimat den Beitrag für die Energiewende zu leisten. Für das Wasserland Bayern heißt das unter anderem besonders die Nutzung der Wasserkraft. Bayern ist ein Sonnenland und ein Wasserland.

Ehrlichkeit 

Wir brauchen aber auch die Ehrlichkeit, dass die erneuerbaren Energien die Natur beanspruchen, die Landschaft verändern und die Menschen beeinträchtigen.

Erneuerbare bekommen immer mehr Bedeutung

Aktuell kommen etwa 50 % des Stroms in Bayern von erneuerbaren Energien. Weitere 30 % von der Kernenergie und 20 % von Gas und Steinkohle. Bei den Erneuerbaren hat die Wasserkraft einen Anteil von knapp 29 %, Biomasse 23 %, Photovoltaik 32 % und die Windenergie 12 %. Mit steigendem Anteil an erneuerbaren Strom (besonders aus Wind und Sonne) bekommt die gesicherte Stromversorgung eine immer größere Bedeutung. Die gesicherte Leistung erbringen Wasserkraft, Biomasse und Geothermie.

Bayern ist die Heimat der Wasserkraft

Die Wasserkraft ist seit über 100 Jahren die bedeutendste grundlastfähige Energie in Bayern. Von ursprünglich 11.900 Anlagen fielen 7.700 Anlagen in den Jahren nach dem 2.Weltkrieg der vermeintlich günstigen Energie aus Öl, Kohle und Kernenergie zum Opfer. Im Hinblick auf den jetzigen Ausstieg aus Öl, Kohle und Kernenergie ist die Wasserkraft auf jeden Fall zu erhalten, bzw. sie sogar wieder auszubauen, für einen regional gestalteten Klimaschutz und eine gesicherte Stromversorgung.

Netzstabilität und -flexibilität mit Wasserkraft und Speicher

Bayern ist bereits jetzt und wird noch mehr ein großes „wetter- und tag/nacht- abhängiges Flächenkraftwerk“. Der Strom ist dabei nicht immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Für diesen Ausgleich braucht es Wasserkraftanlagen und Speicherwasserkraftwerke. Sie können Netzschwankungen ausgleichen und tragen zur Netzstabilität und Versorgungssicherheit bei.

Mit Ökoausgleichsmaßnahmen gemeinsam Lösungen schaffen

Bayern hat 100.000 km Flüsse und rund 4.200 Wasserkraftwerke. Im Durchschnitt besteht also alle 25 Kilometer ein Wasserkraftwerk. Viele davon sind bereits heute ganz oder teilweise fischpassierbar. Diesen ökologischen Mangel könnte man lösen, wenn man Förderung durch den Freistaat und gemeinsam mit den Kommunen Ökoausgleichsflächen (Ökokonto) entwickeln würde, um die Uferbereiche zu erweitern und damit Raum für fischfreundliche, ökologische Passierstrecken, sowie zusätzliche Laichplätze etc. schaffen könnte. Damit könnte man noch bessere Effekte erzielen als beim geplanten Umbau der über 50.000 anderweitigen Querbauwerke; die man mit viel Geld mit rauen Rampen versehen will, ohne dabei die Chance auf Energiegewinnung zu nutzen. Diese bestehenden Querbauwerke sind einst aus guten Gründen errichtet worden. Tragen sie doch z.B. zur Grundwassersicherung und zum Hochwasserschutz bei. Dieses gilt auch für die Wasserkraft.

Wasserkraft im Einklang mit der Natur

Es bestehen jetzt schon 50 Wasserkraftanlagen in Naturschutzgebieten und 100 in FFH-Gebieten und dies nicht trotz, sondern in einigen Fällen wegen der Wasserkraft. Deshalb muss man auch bei den Mindestwassermengen eine Abwägung zwischen Verlusten von klimafreundlichen Energien und „tatsächlichen ökologischen Gewinnen“ treffen, die durch eine Verlagerung der Wassermengen entstehen. Es gibt immer Lösungen, die sowohl als auch der Natur und der klimafreundlichen Energiegewinnung dienen.

Beanspruchung unserer Gewässer ist vielfältig

Unsere Städte entstanden in der Regel an Flüssen und Küsten. Die Verschmutzung und schädlichen Einträge unserer Flüsse kommen vorwiegend von außerhalb der Flüsse, von Einträgen durch Siedlungen und durch die Bewirtschaftung des Landes. Ein Großteil von Wohlstandsmüll (z.B. Kunststoffabfälle) wird von den Wasserkraftbetreibern entnommen. Dieser würde ansonsten weiter flussabwärts getrieben und die Gewässer bis ins Meer belasten. Nach einer Studie entfernen 3.300 Anlagen im deutschen Donauraum 290.000 kg Plastikmüll je Jahr- fast 90 kg je Anlage.

Wasserkraft fördert die regionalen Wertschöpfungskreisläufe

Sie sichert die Wettbewerbsfähigkeit von Mühlen, Sägewerken und regionaler Landwirtschaft. So werden u.a. 150 Getreidemühlen betrieben, die mit 1,25 Mio. to / Jahr ganz Bayern mit Mehl aus regional erzeugtem Getreide versorgen können.

Der Klimawandel belastet die Gewässer generell

Deshalb ist eine klimafreundliche Energieversorgung besonders wichtig. Wasserkraft ist vor allem auch eine nachhaltige, klima- und ressourcenschonende Energie. Ein Wasserkraftwerk mit 100 kW installierter Leistung ersetzt in 20 Jahren 10.000 t CO2 und 60.000 t Gesamtabbau beim Braunkohletagebau. Es versorgt über 100 Familien dauerhaft mit Strom und schont wertvolle Ressourcen. Wasserkraftbetreiber sind Klimaschutzunternehmer.

Die Energiewende ist eine Wende zu dezentralen Erzeugungseinheiten

Sie sollte auch regional organsiert werden. Bei regionaler Betrachtung wird die einzelne, auch kleine Wasserkraft wesentlich mehr Gewicht bekommen als mit Vergleichen zur allgemeinen Stromerzeugung, bei der auch noch die Kernkraft und die Kohle enthalten sind.

Der Dreiklang Klimaschutz, Ökologie und Energie gelingt – mit der Wasserkraft

Alle genannten Gesichtspunkte sprechen für die Wasserkraft, vor allem auch für die sogenannte „Kleine“ mit ihren vielen positiven Eigenschaften. Mit weiteren Rückbauforderungen und Stilllegungen von Wasserkraftanlagen werden weder die Probleme unserer Flüsse gelöst noch ist dem Klimaschutz geholfen.

Der Klimaschutz mit erneuerbarer, heimischer, grundlastsicherer Energie ist deshalb im Rahmen von Genehmigungen zu berücksichtigen und entsprechend in den Abwägungen zu erfassen.

Hans Gfaller: Videotrailer zur Wasserkraft online

Wasserkraft ist eine lebendige Energie - sauber und nachhaltig. Ein Film auf Youtube zeigt die Energieerzeugung aus Wasserkraft in Traunstein. Mit der Errichtung des Hochwasserschutzes Traunstein-Süd wurde der Ausbau der Wasserkraft am Haslacher Mühlbach möglich. Neben dem Schutz gegen Hochwasser wird auch der Vorteil der heimischen Energieerzeugung und die mit der Maßnahme verbundenen ökologischen Verbesserungen anschaulich dargestellt. Eine Darstellung einer echten Win-Win-Situation.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Herrn Müllermeister Hans Gfaller der den Film für die Wasserkraftgemeinschaft spendiert hat und sagen herzlich „Vergelt´s Gott“

Der Film in Länge von 4 Minuten kann hier angesehen und auch für Ihre eigenen Zwecke genutzt werden: https://www.youtube.com/watch?v=qO__peJVe-I

Fritz Schweiger: Fitness-Checks der WRRL unausgewogen – Interessen der Wasserkraft nicht berücksichtigt

Am 12. Dezember 2019 wurden die Ergebnisse des Fitness-Checks veröffentlicht. Bei der Bewertung des europäischen Wasserrechts kam die Kommission zu dem Schluss, dass „die bestehende EU-WRRL weitgehend zweckmäßig ist und nur die Umsetzung noch beschleunigt werden muss“.

Speziell im Zusammenhang mit der Wasserkraftnutzung ist dieses Ergebnis aus unserer Sicht unausgewogen und den aktuellen klima- und energiepolitischen Anforderungen entsprechend nicht mehr zeitgerecht. In der bestehenden, im Jahr 2000 verabschiedeten EU-WRRL, werden im Rahmen der Wasserkraftnutzung die hohen Anforderungen eines wirksamen Klimaschutzes und einer erfolgreichen Energiewende nicht ausreichend berücksichtigt. Entsprechend stimmt das Ergebnis der Evaluierung der EU-WRRL nicht mit den Zielen des „Green Deals“ wie auch der „Better Regulation“- Initiative überein.

A) Hinsichtlich einer Anpassung der bestehenden EU-WRRL an die neuen Herausforderungen besteht im Bereich der Wasserkraftnutzung aus folgenden Gründen dringender Handlungsbedarf:

1.         Als die WRRL vor 20 Jahren verabschiedet wurde, hatten die den hohen Anforderungen des  „Green Deals“ entsprechenden Aspekte Klimaschutz und Energiewende noch nicht die hohe Priorität, die ihnen heute zugeordnet wird. Die bestehende Richtlinie berücksichtigt den Klimaschutz- und Energiewende-aspekte zu wenig und wird damit den hohen Anforderungen des „Green Deals“ für eine effektive Umgestaltung des gegenwärtigen, vorwiegend noch auf fossile Energieträger ausgerichteten Energiesystems nicht gerecht.

2.         Aus der Hervorhebung des Art. 194 „Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union“ (AEUV) in dem EuGH-Urteil vom 04.05.2016 (C-346/14) kann man den Schluss ziehen, dass die Energieziele des AEUV ebensolchen Primärrechtscharakter und ebensolches Gewicht haben wie die Integritätsziele der Umweltpolitik der EU.

3.         Die bestehenden WRRL-Vorgaben haben aufgrund der stark veränderten Rahmenbedingungen bei der praktischen Umsetzung auf nationaler und regionaler Ebene bei den Unternehmen wie auch in den Behörden zu erheblichen Irritationen, Verunsicherungen sowie der Gefahr von Fehlinterpretationen geführt, wie zahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen.

4.         Dementsprechend wird das Ergebnis der Evaluierung der EU-WRRL im Zusammenhang mit der Wasserkraftnutzung ebenso wenig dem Sinn und Zweck von "Better Regulation" gerecht.  Im Spannungsfeld zwischen Gewässer-schutz und Klimaschutz / Energiewende sind neben den großen Wasserkraftwerken speziell auch die mittelständisch strukturierten, kleineren Wasserkraftunternehmen (KMU) umfangreichen und hochkomplizierten gesetzlichen Regelungen unterstellt. Hierbei handelt es sich um ein auf der EU-Ebene sowie in den verschiedenen Rechtsebenen der Nationalstaaten geregeltes Ordnungssystem, das sich zu einem unüberschaubaren Regelwerk von Bürokratismus entwickelt hat.

5.         Die Rahmenbedingungen sind von Inkohärenzen bzw. Zielkonflikten geprägt, für deren effektive Lösung erst geeignete Instrumente zu entwickeln sind. Bestehende gesetzliche Regelungen können in dieser schnelllebigen Zeit dem hohen faktischen Anpassungsdruck oftmals nicht standhalten, wie am Beispiel der Wasserkraftnutzung im Zusammenhang mit der EU-WRRL aus dem Jahr 2000 und der speziell aus den rasant steigenden Anforderungen des Klimawandels und der Energiewende zu erkennen ist. Die Problematik ist noch vor dem Hintergrund zu sehen, dass entlang der Interpretationskette EU > Nationalstaat > Regionen häufig Unstimmigkeiten auftreten, die bei der Umsetzung des bestehenden Rechtsrahmens zu einer weiteren Verstärkung von Intransparenz und Rechtsunsicherheit führen, auch was die Zuordnung von Verantwortlichkeiten anbelangt. Einschlägige Gespräche zwischen Wasserkraftwerksbetreibern und Vertretern der Landesbehörden werden nur selten bei den Gesetzgebungsebenen übergreifenden Rechtskomplexität gerecht. Vielmehr wird dann von Seiten der Behörden häufig ganz einfach das Argument ins Feld geführt, dass die "strikten" Vorgaben letztendlich aus Brüssel kämen und für entsprechende Interpretationen auf Landesebene leider kein Spielraum mehr vorhanden sei. Von Seiten der Unternehmen lässt sich diesem Standpunkt dann ad hoc wenig entgegensetzen und jedwede weitere Diskussion     löst sich letztendlich in einem unüberschaubaren Gemenge hochkomplexer Rechtsfragen auf.

6.         In der Vollzugspraxis werden als Konsequenz die Wasserkraftunternehmen mit äußerst zeitaufwendigen und kostenintensiven Genehmigungsverfahren konfrontiert. In der Regel sind die Konflikte mit hohen Gutachterkosten und Gerichtsprozessrisiken verbunden. Damit wird die Situation den enormen Effizienzanforderungen eines wirksamen Klimaschutzes und einer erfolgreichen Energiewende nicht gerecht.

7.         Am Ende steht Brüssel zumeist in der Rolle des Sündenbocks da.

B)        Umsetzungspraxis in Deutschland:

Die Wasserkraft lieferte im Jahr 2018 knapp 15 % der Bruttostromerzeugung in Bayern. Aber nicht nur in Bayern, sondern auch in anderen topografisch günstig gelegenen Regionen der EU stellt die Wasserkraft eine nach Umfang und Versorgungsqualität hervorragende erneuerbare Quelle elektrischer Energie dar, die es gemäß den Zielen des Art. 194 Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) zu erhalten, zu entwickeln und auszubauen gilt.

Die Bundesrepublik Deutschland hat die EU-WRRL im Wasserhaushaltsgesetz (WHG), in der Oberflächengewässer-Verordnung (OGewV) und in den Wassergesetzen der Bundesländer umgesetzt. In der Praxis wird dieses Umsetzungsrecht – unter stetiger Berufung auf die EU-WRRL – derart angewandt, dass Fortführung und Ausbau bestehender Wasserkraftwerke sowie die Errichtung neuer Anlagen sehr erschwert werden. Schon in der jetzt laufenden 2. Bewirtschaftungsperiode der EU-WRRL (2016-2021) haben die Wasserwirtschafts-verwaltungen Bewirtschaftungspläne, Maßnahmenprogramme, Gewässer-entwicklungs- und andere Konzepte ausgearbeitet, welche die Entwicklung der Wasserkraft massiv behindern. Nach dem Ergebnis der Eignungsprüfung der EU-WRRL ist für die letzte planmäßige Bewirtschaftungsperiode (2022-2027) noch Schlimmeres zu befürchten. In der Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen SWD (2019) 440, final vom 10.12.2019 (Seite 4), erklärt die Kommission: „Die nächste Runde von Maßnahmenprogrammen wird maßgeblich sein, um den erforderlichen Fortschritt zur Erreichung der Umweltziele bis 2027 sicherzustellen“. Es kann als sicher angenommen werden, dass die Wasserwirtschaftsverwaltungen dieses Ergebnis der Eignungsprüfung der EU-WRRL als Auftrag begreifen, für die 3. Bewirtschaftungs-periode Maßnahmenprogramme zu erlassen, die eine ausgewogene, den Klimaschutz- und Energieanforderungen angemessen berücksichtigenden, Weiterentwicklung der Wasserkraft nach Kräften behindern. Den hohen Anforderungen eines wirksamen Klimaschutzes und einer erfolgreichen Energiewende wird dabei in keiner Weise ausreichend Rechnung getragen. Für die Energieziele der EU im Bereich der Wasserkraft besteht damit höchster Anlass zur Sorge.

Bleibt es bei dem Ergebnis der WRRL-Eignungsprüfung und wird diese Richtlinie in Bezug auf die Wasserkraftnutzung nicht entsprechend novelliert, ist zu befürchten, dass der wertvolle Beitrag für den Klimaschutz und die Energiewende dieser zuverlässigen, klima- und ressourcenschonenden Energiequelle in den kommenden Jahren verstärkt zurückgehen wird.

Hans Gfaller: Fakten-Check der Wasserkraftanlage der Gfaller-Mehl Kunstmühle Haslach

Die Wasserkraft hat für uns als aktiver Mühlenbetrieb starke Vorzüge. Die Wasserkraft stützt die gesamte regionale Wertschöpfungskette von Mehl – angefangen beim Landwirt über die Mühle bis hin zum Verbraucher - und sorgt in Krisenzeiten, so wie wir sie derzeit erleben, für eine sichere Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln. Die Vorzüge der Wasserkraft für die Kunstmühle Haslach sind im Einzelnen:

  1. Symbiose: Eigen-Energie-Erzeugung für das eigene Gewerk, hier Mühle. Netz-Entlastung: weil Kurze Leitungs-Wege durch vor-Ort-Erzeugung.
  2. Wettbewerbsfähigkeit: Die Eigenerzeugung ist ein gewisser Ausgleich dafür, dass Großmühlen nur einen kleinen Bruchteil der EEG-Umlage zu bezahlen brauchen.
  3. Einspeisung: Niederspannungsseitig über die naheliegende Trafostation der Stadtwerke Traunstein. Keine Belastung von Hochspannungs- und Übertragungsnetzen.
  4. Das leistet der sauber gewonnene Strom aus Wasserkraft in der Mühle:
  • a) 1 KWh Strom mahlt 13 kg Getreide und erzeugt 10 kg Mehl
  • b) 7 KWh Strom braucht man, um den Jahresverbrauch eines Deutschen von 70 kg Mehl zu decken.
  • c) Vermeidet Leistungsspitzen von bis zu 130 KW in Stillstandszeiten.

5. Das geschieht mit dem nicht selber verbrauchten Strom:

Einspeisung in das Netz der Stadtwerke Traunstein (nächster Unterlieger), zu  90 % regenerativ erzeugten Strom einsetzt und selbst 3 Wassertriebwerke betreibt, wogegen in Deutschland nur 25 % des Stroms aus regenerativen Quellen stammt.

6. Das bringt der zusammengeschlossene Haslacher und Traunsteiner Mühlbach:

Bei 13,5 m Gesamt-Nutzgefälle und 10 cbm/sec. Wasser, das sich 7 Triebwerke teilen, 1000 KW Leistung und 4.500.000 KWh im Jahr, genug für 1500 Haushalte.

7. Das sind die Zusatz-Nutzen für die Öffentlichkeit:

  • Mehr Restwasser für die Fische gegenüber dem vorherigen Zustand (ökologische Verbesserung)
  • Die Fischerei kommt gut mit diesem Zustand zurecht, u.a. auch deshalb, weil das Ausleitungsgerinne gut strukturiert ist. Die Kontakte mit dem hiesigen Fischerei-Berechtigten sind hervorragend und konstruktiv.
  • Funktionierender Hochwasserschutz: In 2013 (347cbm/sec) keine Überflutung des Gewerbegebiets Traunstein Süd.
  • Abflussregelung: Hilfreich bei kleineren und mittleren Hochwassern durch ausreichend dimensionierte bewegliche Stauklappe am Ausleitungsbauwerk Seiboldsdorfer Wehr.
  • Ausreichend Wasser im Stauraum unseres Wehres und im Mühlbach auch für größere Fische.
  • MehrSicherheit durch  dezentrale Erzeugung, weil außer bei der Bachauskehr nie alle Kraftwerke gleichzeitig ausfallen.
  • Klimawandel + Trockenheit: Jede Menge Fische im Haslacher und Traunsteiner Mühlbach. Die fühlen sich im ruhigen, tiefen Stauwasser der Triebwerksanlagen wohl und sind sicher vor den Fischreihern. Auch die Vegetation im Uferbereich profitiert davon.

8. Restwasserszenario bei Erhöhung auf 1 MNQ (= 3,3 cbm/sec):

Mühle: stark verminderte Wettbewerbsfähigkeit wegen Mindererzeugung und Stromzukauf (hohe Leistungsspitzen), was zusammengenommen dem Jahreslohn eines Facharbeiters entspricht.

  • 48 Tage Stillstand: 100 % Stromzukauf aus überwiegend konventioneller Erzeugung und stehendes Wasser im Bach.
  • Minder-Erzeugung Gfaller  bei RW= 1,0 MNQ: 300.000 KWh p.a., d.h. -24%
  • Minder-Erzeugung Gfaller bei RW= 0,8 MNQ: 208.000 KWh p.a., d.h. -17%

 

 

 

 

Fritz Schweiger: Revision der EU-WRRL muss die Interessen einer klimaneutralen Energieerzeugung an unseren Gewässern berücksichtigen.

Die EU-Kommission hat ihre Ergebnisse der Bewertung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) (EU-WRRL) veröffentlicht. Die Evaluierung bzw. der Fitness-Check der EU-Wassergesetzgebung kommt bislang zu dem Schluss, dass diese weitgehend zweckmäßig ist, nur die Umsetzung noch beschleunigt werden muss.

Speziell im Zusammenhang mit der Wasserkraftnutzung sehen wir dieses Ergebnis als zu einseitig und nicht sachgerecht an. Die im Jahr 2000 verabschiedete EU-WRRL wird im Bereich der Nutzung dieses klima- und ressourcenschonenden Energieträgers den hohen Anforderungen eines wirksamen Klimaschutzes sowie einer erfolgreichen Energiewende bzw. den Forderungen der aktuellen Vorgabe des „Green Deals“ nicht gerecht. Des Weiteren trägt der Fitness-Check dem Sinn und Zweck der „Better Regulation“-Initiative aus unserer Sicht nicht ausreichend Rechnung:

Fazit: Im Zusammenhang mit der Wasserkraftnutzung besteht hinsichtlich einer Anpassung der vor 20 Jahren verabschiedeten EU-WRRL an die aktuellen Herausforderungen akuter Handlungsbedarf.

Die Wasserkraft lieferte im Jahr 2018 14,45% der Bruttostromerzeugung in Bayern (Bayerisches Landesamt für Statistik, Bruttostromerzeugung in Bayern, November 2019). Die Wasserkraft ist nicht nur in Bayern, sondern auch in anderen topografisch günstig gelegenen Regionen der EU eine nach Umfang und Versorgungsqualität hervorragende erneuerbare Quelle elektrischer Energie, die es gemäß den Zielen des Art. 194 AEUV zu erhalten, zu entwickeln und auszubauen gilt.

Die Bundesrepublik Deutschland hat die EU-WRRL im Wasserhaushaltsgesetz (WHG), in der Oberflächengewässerverordnung (OGewV) und in den Wassergesetzen der Bundesländer umgesetzt. Dieses Umsetzungsrecht wird – unter stetiger Berufung auf die EU-WRRL – in der Praxis derart angewandt, dass Fortführung und Ausbau bestehender Wasserkraftwerke sowie die Errichtung neuer Anlagen massiv erschwert werden. Schon in der jetzt laufenden 2. Bewirtschaftungsperiode der WRRL (2016-2021) haben die Wasserwirtschaftsverwaltungen Bewirtschaftungspläne, Maßnahmenprogramme, Gewässerentwicklungs- und andere Konzepte ausgearbeitet, die die Entwicklung der Wasserkraft sehr behindern. Nach dem Ergebnis der Eignungsprüfung der WRRL ist für die letzte planmäßige Bewirtschaftungsperiode (2022-2027) eine noch striktere Umsetzung zu befürchten. In der Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen SWD (2019) 440 final vom 10.12.2019 (Seite 4) erklärt die Kommission: „Die nächste Runde von Maßnahmenprogrammen wird maßgeblich sein, um den erforderlichen Fortschritt zur Erreichung der Umweltziele bis 2027 sicherzustellen“. Es kann als sicher angenommen werden, dass die Wasserwirtschaftsverwaltungen dieses Ergebnis der Eignungsprüfung der EU-WRRL als Auftrag begreifen, für die 3. Bewirtschaftungsperiode Maßnahmenprogramme zu erlassen, die einen anforderungsgerechten Klimaschutz im Sinne einer Weiterentwicklung der Energiewende mit Strom aus Wasserkraft nach Kräften beschädigen.

Den hohen Anforderungen eines wirksamen Klimaschutzes und einer erfolgreichen Energiewende wird dabei in keinster Weise ausreichend Rechnung getragen. Für die Wasserkraftwerksbetreiber und für die Energieziele der EU besteht damit höchster Anlass zur Sorge. Bleibt es bei dem Ergebnis der WRRL-Eignungsprüfung und wird diese Richtline im Zusammenhang mit der Wasserkraftnutzung nicht novelliert, so ist zu erwarten, dass die zuverlässige, klima- und ressourcenschonende Stromerzeugung aus Wasserkraft in den kommenden Jahren verstärkt unter Druck geraten wird.

Die Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern hat sich daher an die europäische Politik gewandt und diese dringend gebeten, sich für eine den Notwendigkeiten des „Green Deals“ und den Energiezielen des Art. 194 AEUV entsprechende Novellierung der EU-WRRL einzusetzen. Wir forderten auch im Sinne einer effektiven Umsetzung von „Better Regulation“ eine umfassende sowie bei den Zielen für Klimaschutz und Energiewende eine ausreichende Berücksichtigung der Wasserkraft. Dazu haben wir Folgendes ausgeführt:

  1. Als die WRRL vor 20 Jahren verabschiedet wurde, hatten die den hohen Anforderungen des „Green Deal“ entsprechenden Aspekte für Klimaschutz und Energiewende noch nicht die hohe Priorität, die ihnen heute zugeordnet wird.
  2. Die bestehende Richtlinie berücksichtigt den Klimaschutz und die Energiewende zu wenig und wird den Anforderungen des „Green Deals“ für eine effektive Umgestaltung des gegenwärtigen, vorwiegend noch auf fossile Energieträger ausgerichteten Energiesystems, nicht gerecht.
  3. Die bestehende WRRL verursacht hohe Rechtsunsicherheiten und enorme Verwaltungsaufwendungen für die Behörden und Akteure. Die Verpflichtungen im Rahmen der WRRL haben zu erheblichen Unsicherheiten bei der Umsetzung auf nationaler wie regionaler Ebene geführt und bilden eine bedrohliche Gefahr zu Fehlinterpretationen. Diese sind in der Regel mit zeit- und kostenintensiven Genehmigungsverfahren, Gutachterkosten sowie Gerichtsprozessrisiken verbunden.
  4. Man kann aus der Hervorhebung des Art. 194 AEUV in dem EuGH-Urteil vom 04.05.2016 (C-346/14) den Schluss ziehen, dass die Energieziele des AEUV ebensolchen Primärrechtscharakter und ebensolches Gewicht haben wie die Integritätsziele der Umweltpolitik der EU (Dr. Martin Schröder, Seufert-Law, München).

Bereits in vorangegangenen Schreiben an die Kommission haben wir dargelegt, dass neben der großen auch die mittelständisch strukturierte, kleinere Wasserkraft im Spannungsfeld zwischen Gewässerschutz und Klimaschutz / Energiewende umfangreichen und äußerst komplizierten gesetzlichen Regelungen unterworfen ist:

  1. Die Wasserkraft unterliegt einem auf der EU- und verschiedenen nationalen Rechtsebenen geregelten Ordnungssystem, das sich zu einem hochkomplizierten Regelwerk und Bürokratismus entwickelt hat.
  2. Selbst den staatlichen Behörden gelingt die administrative Umsetzung der komplexen Vorgaben „nicht immer“ in der für einen wirksamen Klimaschutz und einer erfolgreichen Energiewende erforderlichen „Perfektion“, wie zahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen.
  3. Des Weiteren unterliegt das bestehende Ordnungssystem Inkohärenzen bzw. Zielkonflikten, für deren effektive Lösung erst noch geeignete Instrumente zu entwickeln sind.
  4. Außerdem können bestehende gesetzliche Regelungen in dieser schnelllebigen Zeit dem hohen faktischen Anpassungsdruck oftmals nicht standhalten, wie speziell am Beispiel der Wasserkraftnutzung im Zusammenhang mit der EU-WRRL aus dem Jahr 2000 und den rasant ansteigenden Anforderungen des Klimawandels und der Energiewende zu erkennen ist.
  5. Die Problematik ist zudem vor dem Hintergrund zu sehen, dass entlang der Interpretationskette EU->Nationalstaat->Regionen häufig Unstimmigkeiten auftreten, die bei der Umsetzung des bestehenden Rechtsrahmens zu einer weiteren Verstärkung von Intransparenz und Verunsicherungen führen, auch was die Zuordnung von Verantwortlichkeiten anbelangt. Einschlägige Gespräche mit Vertretern der Landesbehörden werden nur selten der den Gesetzgebungsebenen übergreifenden Rechtskomplexität gerecht. Vielmehr wird dann von Seiten der Behörden häufig ganz einfach das Argument ins Feld geführt, dass die rechtlichen Vorgaben letztendlich aus Brüssel kämen und für entsprechende Interpretationen auf Landesebene kaum noch Spielraum vorhanden sei. Diesem Standpunkt lässt sich dann von Seiten der Unternehmen ad hoc wenig entgegensetzen und jedwede weitere Diskussion erübrigt sich von selbst: Brüssel steht dann als Sündenbock da – zum Teil auch zurecht, da sie diesem Mechanismus zu wenig entgegensetzt!
  6. Dementsprechend werden in der Vollzugspraxis die Wasserkraftunternehmen mit äußerst zeitaufwendigen und kostenintensiven Genehmigungsverfahren konfrontiert. Damit sind in der Regel hohe Gutachterkosten und Gerichtsprozessrisiken verbunden. Diese Rahmenbedingungen werden den hohen Flexibilitäts- und Effizienzanforderungen einer erfolgreichen Energiewende und eines wirksamen Klimaschutzes nicht gerecht.

Auch in einem effektiven und umfassenden, die hohen Klimaschutz- und Energiewende-Anforderungen beinhaltenden, Fitness-Check sind die unter Punkt 1 bis 6 genannten Aspekte im Sinne einer zielgerechten Umsetzung von „Better Regulation“ für die Wasserkraft adäquat zu berücksichtigen.

In der Anlage 5 „Spezielle Fragen zum EU-WRRL Fitness-Check“ sind noch verschiedene Fragen zum Fitness-Check beigefügt, die sich in Kombination mit einschlägigen Positionen der EU-Kommission zu dem Thema stellen.

Hans Gfaller: Bedeutender Standpfeiler im großen Gebäude der Erneuerbaren Energien

Im Landkreis Traunstein war sie von jeher bedeutend: Die Nutzung der Wasserkraft als Energielieferant. An etwa 150 Orten wird derzeit in unserem Landkreis elektrischer Strom von Wasserturbinen und in geringem Umfang noch von Wasserrädern erzeugt. Sogar das uralte Prinzip der archimedischen Schraube wurde neuerdings in Form der Wasserkraftschnecke wieder belebt. Ohne die Wasserkraft hätte es kein Mehl, kein Bauholz, kein Eisen, keinen Maschinenbau und auch kein Salz gegeben.

Historische Zeugen hierfür sind die bis vor rund hundert Jahren betriebenen Hüttenwerke im Achthal und in Bergen sowie die ehemalige Traunsteiner Saline. Und natürlich die heute noch arbeitenden Mühlen und Sägewerke im Landkreis. Vor allem die Mühlen gelten als die Pioniere der Wasserkraft. Auch die Salinen von Berchtesgaden, Bad Reichenhall als einzige noch verbliebene, Traunstein und Rosenheim nutzten für den  Betrieb der im Gebirge verlegten Soleleitungen die Wasserkraft als Aufschlagwasser für die Wasserräder, welche die Solepumpen angetrieben hatten.

Sogar das in ungeheuren Mengen in den Traunsteiner Sudpfannen verheizte Brennholz wurde über die Traun und deren Zuflüsse herbei getriftet. Hierfür wurden in den engen Gebirgstälern Wassersperren, sogenannte Klausen, errichtet, in denen das Wasser zuerst aufgestaut und dann auf einen Schlag abgelassen wurde. Der talwärts schießende Wasserschwall trieb das zuvor ins Bachbett geworfene Holz im Flussbett der Traun bis zum Rechen vor der Saline, wo es wieder herausgezogen wurde.

Die Bedeutung der Wasserkraft in der heutigen Energiewirtschaft

Mit 4200 Anlagen stehen 50% der Wassertriebwerke in Bayern. Sie erzeugen 60 % des deutschen Wasserkraftstroms, stellen 1/3 der Erneuerbaren Energien in Bayern und liefern saubere Energie, die - und das ist wichtig - dezentral zur Verfügung steht. Das spart unbeliebte und teure Hochspannungs-Übertragungsleitungen ein. Während in Gebirgsnähe mehr Gefälle vorhanden ist, stehen im flacheren Land in den größeren Flüssen höhere Wassermengen zur Verfügung. Die Formel für die Energiegewinnung aus Wasserkraft ist einfach: Fallhöhe x Wassermenge x Wirkungsgrad, und der erreicht bei der technisch ausgereiften Wasserkraft fast 90 %, soviel wie bei keiner anderen Energieart. Allein in den im Rahmen des Hochwasserschutzes Traunstein-Süd zusammengeschlossenen Mühlbächen zwischen Seiboldsdorfer Wehr und Bahnviadukt erbringen 7 Triebwerke auf nur 4,5 km Länge zusammen eine Leistung von 1000 KW! Über das Jahr gerechnet reicht der damit produzierte saubere Strom für rund 1500 Haushalte.

Ein wichtiger Baustein also für die Energiewende, die bis zum Jahr 2050 die Erzeugung von Strom zu 100 % aus Erneuerbaren Energien zum Ziel hat! Wo immer sinnvoll möglich, sollte die Wasserkraft gefördert, ausgebaut oder modernisiert werden. Sie ist die beständigste und dauerhafteste aller Energieformen, weil sie ganzjährig sowie bei Tag und Nacht zur Verfügung steht. Auch in niederschlagsärmeren Zeiten liefert sie beständig und auf umweltfreundliche Weise Strom. Gerade auch Stauzonen mit tiefem Wasser stellen in trockenen Zeiten wertvolle Rückzugsgebiete für die Wasserbewohner dar. Was leider viel zu wenig beachtet wird, ist der „ökologische Fußabdruck“ im Allgemeinen und der Erntefaktor von Energieerzeugungsanlagen im Besonderen, kurz gesagt, wieviel Energie muss zur Errichtung einer Anlage vom ersten Spatenstich bis zur Inbetriebnahme und dann für den weiteren Betrieb aufgewendet werden im Verhältnis zur Energie, die im Lauf der erwarteten Lebensdauer erzeugt werden wird. Und da liegen die stets auf Beständigkeit ausgelegten Wasserkraftanlagen mit einem Erntefaktor von 1:25 bis 1:50 unschlagbar günstig. Nach 1 bis 3 Jahren ist die energetische Amortisation erreicht. Das Antriebsmedium Wasser ist nichts anderes als Sonnenenergie und stößt kein CO2 aus.

Indes werden die Energiewende und die auf Dauer unumgängliche Einhaltung der Klimaziele nur gelingen, wenn alle Arten der Erneuerbaren Energien zusammenspielen, was unter anderem bedeutet, dass jede Energieform dort erzeugt werden soll, wo sie die besten Voraussetzungen findet und umgekehrt wohl jeder für die Energieerzeugung geeignete Ort auf seine Möglichkeiten hin geprüft werden muss.