Staatssekretär Tobias Gotthardt besuchte das E-Werk Schweiger - Bayerns Kleinwasserkraft als tragende Säule für eine stabile und nachhaltige Energieversorgung
Schwaig/Oberding: Am vergangenen Freitag traf sich Staatssekretär Tobias Gotthardt mit Vertretern der bayerischen Wasserkraftbranche im E-Werk Schweiger, um sich über die Systemdienstleistungen und Potentiale der Kleinwasserkraftwerke zu informieren. Die Veranstaltung, organisiert von der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB), konzentrierte sich auf die Rolle dieser Anlagen für die zukünftige Stromversorgung und deren Beitrag zur Netzstabilität und zum Hochwasserschutz. Kleinwasserkraftwerke sind insbesondere in Bayern, wo die meisten Anlagen deutschlandweit angesiedelt sind, ein wichtiger Baustein der Energiewende. Sie agieren überwiegend auf der Nieder- und Mittelspannungsebene, während sie in der Hochspannungsebene unterstützend wirken können.
Die Rolle der bayerischen Kleinwasserkraft im Energiesystem
Bayern nimmt in Deutschland eine Vorreiterrolle in der Nutzung von Kleinwasserkraft ein. Die Anlagen leisten einen bedeutenden Beitrag zur Versorgungssicherheit, indem sie nicht nur Strom produzieren, sondern auch durch die Bereitstellung von Blindleistung die Spannung im Netz stabilisieren. Gleichzeitig tragen sie als Momentanreserve dazu bei, plötzliche Leistungsungleichgewichte zu dämpfen. Kleinwasserkraftwerke sind in der Lage, in modernen lokalen zellularen Netzen zu arbeiten. Ihre Systemdienstleistungen sind besonders wichtig, da die Anlagen flexibel auf regionaler Ebene agieren und so eine zuverlässige und nachhaltige Stromversorgung gewährleisten.
Darüber hinaus nehmen Kleinwasserkraftwerke eine wichtige Rolle in der Notstromversorgung ein. Sie bieten Resilienz gegenüber Krisen und tragen zur Stabilisierung der kritischen Infrastrukturen bei, was insbesondere in ländlichen Regionen Bayerns von großer Bedeutung ist.
Staatssekretär Tobias Gotthardt zur mittelständischen Wasserkraft
Staatssekretär Tobias Gotthardt betonte bei seinem Besuch des E-Werks Schweiger, dass die Wasserkraft beim Umbau zu einer klimaneutralen Energieversorgung eine wichtige Rolle spielt. "Bayern ist das Land der Wasserkraft – und das mit langer Tradition. In rund 4.200 bayerischen Laufwasser- und Speicherkraftwerken werden im langjährigen Mittel jährlich rund 12 Milliarden kWh Strom erzeugt. Strom aus Wasserkraft ist erneuerbar, ressourcenschonend, sicher verfügbar und umweltverträglich. Wir wollen diese wichtige Säule unserer Energieversorgung nicht nur erhalten, sondern auch modernisieren und weiter ausbauen. Bayern steht zur Wasserkraft – im Großen wie im Kleinen", bekräftigte Gotthardt.
Fachinformationen von Prof. Dr.-Ing. Oliver Brückl: Kleinwasserkraft und ihre Bedeutung für die Systemstabilität
Prof. Dr.-Ing. Oliver Brückl, der bei der letzten Jahrestagung des Landesverbandes Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) referierte, beleuchtete die Herausforderungen der System- und Versorgungssicherheit. Dabei betonte er, dass die bayerische Kleinwasserkraft eine Schlüsselrolle für die Netzstabilität spielt. Die Bereitstellung von Blindleistung durch Synchrongeneratoren in diesen Anlagen ist ein entscheidender Faktor, um Spannungen in den Verteilnetzen zu regulieren. Dies wird mit dem schrittweisen Rückbau von Großkraftwerken immer wichtiger.
Die Wasserkraft insgesamt deckt in Bayern 34 % des Momentanreservebedarfs ab. Kleinwasserkraftwerke können hierbei in zellularen Netzen einen wertvollen Beitrag leisten. Ihre Rolle bei der Sicherung der Spannungsqualität und beim dezentralen Netzwiederaufbau im Falle eines großflächigen Blackouts hebt ihre strategische Bedeutung im Energiesystem hervor.
Diskussion über Systemdienstleistungen und Herausforderungen der Energiewende
An dem Treffen nahmen MdL Benno Zierer, MR Dr. Pflugbeil (StMWi), Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK), des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), der Bayernwerke sowie weiterer lokaler Wasserkraftwerks- und Netzbetreiber teil. Die Teilnehmer betonten, dass die Energiewende, besonders in Bayern, eine große Herausforderung für die Betreiber von Wasserkraftwerken und Netzen darstellt. Dennoch sind sie bereit, sich dieser Herausforderung mit großem Engagement zu stellen und gemeinsam Verantwortung für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende zu übernehmen. Ziel der Diskussion war es, wirtschaftliche Anreize und regulatorische Rahmenbedingungen zu erörtern, die notwendig sind, um die Investitionen in die Wasserkraft voranzutreiben und ihre Systemdienstleistungen auszubauen.
Inselnetzkonzepte als Zukunftsvision für Bayern
Im Rahmen des Forschungsprojekts SiSKIN wurde ein innovatives Konzept für den Betrieb von Inselnetzen auf Niederspannungsebene vorgestellt. Dieses Konzept ermöglicht es, kritische Infrastrukturen auch bei einem großflächigen Blackout zuverlässig mit Energie zu versorgen. Kleinwasserkraftwerke spielen hierbei eine zentrale Rolle als Netzbildner, die durch Smart-Grid-Technologien autarke Inselnetze schaffen können. Dies stärkt nicht nur die Versorgungssicherheit in ländlichen Gebieten Bayerns, sondern bietet auch eine nachhaltige Lösung für künftige Krisensituationen.
Kleinwasserkraft als unverzichtbarer Baustein der Energiewende und des Hochwasserschutzes
Die Kleinwasserkraftwerke in Bayern sind ein unverzichtbarer Bestandteil der regionalen Energiewende. Sie tragen nicht nur zur Netzstabilität und Notstromversorgung bei, sondern leisten auch einen bedeutenden Beitrag zum lokalen Hochwasserschutz. Gerade in hochwassergefährdeten Regionen bieten sie durch ihre Steuerbarkeit und Integration in das Wassermanagementsystem einen doppelten Nutzen für Umwelt und Infrastruktur.
Die Betreiber von Wasserkraftwerken in Bayern sehen sich in der Verantwortung, gemeinsam die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Mit großem Engagement und in enger Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern setzen sie sich dafür ein, die Kleinwasserkraft weiterzuentwickeln und ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur nachhaltigen Stromproduktion zu leisten. Die Veranstaltung im E-Werk Schweiger hat gezeigt, wie entscheidend die Rolle der Kleinwasserkraft für die Zukunft des bayerischen Energiesystems ist.
20.09.2024